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Kleiner Ball, große Begeisterung

Apotheker Siegfried Plehn ist der größte Fan bei der kommenden WM

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Apotheker Siegfried Plehn (57) ist Bielefelds größter Handballfan. Seit zehn Jahren dekoriert er eines der Schaufenster der Apotheke am Sparrenberg an der Ecke Niederwall/ Rohrteichstraße mit Handball-Devotionalien. Klar, dass es jetzt, eine Woche vor Beginn der Handball-Weltmeisterschaft in Deutschland mit den Spielorten Halle und Lemgo, zwei »Handball-Vitrinen« sein müssen.

Fahnen, Schals und WM-Maskottchen »Hanniball«, ein keckes Hörnchen, machen auf das nach Ansicht Plehns »größte Sportereignis des Jahrzehnts in Deutschland« aufmerksam. Für ihn sei es die erste WM, die er direkt erleben könne, so Plehn. Er freut sich schon auf den 21. Januar: »Ich habe Karten für das Spiel Deutschland : Argentinien!« Und weil er sich auch für die deutschen Handballer schwarzrotgoldene Euphorie wünscht, hat er für Kunden seiner Apotheke 1700 Tragetaschen in Schwarzrotgold mit WM-Emblem herstellen lassen.
Plehn selbst hat nur während seiner Schulzeit aktiv Handball gespielt, gründete an seiner Versmolder Schule die Mannschaft mit: »Später fehlte mir dann die Zeit.« Aber: Er habe viele Spiele besucht - des Grün-Weiß Dankersen, von Lemgo, Kiel oder von Altenhagen. Siegfried Plehn: »Ich gehöre einer Interessengemeinschaft Handball an, bin Kleinsponsor von Altenhagen.« Auch Spiele des TuS Spenge stehen in seinem Terminkalender: Sohn Julius spielt in der Mannschaft der D-Jugend.
Plehn ist zudem im Besitz der, wie er sagt, bundesweit zweitgrößten Handball-Bibliothek«: »Die größte hat Fritz Fischer aus dem Saarland, mit dem ich natürlich in Verbindung stehe.« Plehn plant, seine Handball-Literatur auch anderen Interessierten zugänglich zu machen, will in der Etage über der Apotheke ein Handballmuseum samt »Leihbibliothek« einrichten. Er besitzt mehr als 100 Handballbücher, alle Ausgaben der Fachzeitschrift »Handballwoche« lückenlos seit 1946, sucht regelmäßig im Internet nach Raritäten. Gern auch aus der Frühzeit des Sports: das erste Spiel fand 1918 statt. Was ihm fehlt: die Vorgängerhefte der »Handballwoche« von 1937 an. Siegfried Plehn, der auch Briefmarken mit Handball-Motiven sammelt: »Die Hefte scheinen offenbar nicht mehr zu existieren.«
Der Apotheker bedauert, dass Handball »unterschätzt, unterbewertet und in der Öffentlichkeit unterrepräsentiert« sei: »Es ist ein intelligentes Spiel und technisch viel anspruchsvoller als etwa Fußball. Und der Ball ist kleiner.« Obwohl Fan schätzt er die WM-Chancen der vom Verletzungspech gebeutelten deutschen Mannschaft realistisch ein: »Ich gehe davon aus, dass sie den Einzug ins Halbfinale schafft.«

Artikel vom 12.01.2007