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Ein Bayer bleibt in Wolfsburg

Trainer Augentaler verlängert - Der VfL kämpft um mehr Anerkennung

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Wolfsburg (WB). Alle Mannschaften haben ihre Momente. Auch der VfL Wolfsburg, ungeschlagen vom 8. bis 14. Spieltag. Aus Bielefeld wurde in dieser Zeit ein 0:0 abgeschleppt, und so ein Ergebnis sagt schon viel aus über den Verein, der gern berühmt würde und sich immer schwer tut mit der öffentlichen Anerkennung. Weiter daran arbeiten wird Klaus Augenthaler. Der Trainer bleibt bis 2009 der »Leit-Wolf«.

Der Verein für Leibesübungen aus Wolfsburg ist ein Nachkriegskind. Er kann es mit der Tradition der alt Eingesessenen nicht aufnehmen. 1997 gelang der Aufstieg in die erste Bundesliga. Viele Neulinge sind dann irgendwann in den Fahrstuhl eingestiegen oder wieder ganz verschwunden - nicht der VfL. Mit Volkswagen als Antriebswelle strebte der Klub sogar nach höherem. Große Namen, große Ziele. Effenberg, Champions League. Das eine klappte, das andere nicht. Im UEFA-Cup durften die Wolfsburger schon mitspielen, im Pokal-Finale haben sie gestanden. Unter Trainer Erik Gerets waren sie für eine Weile sogar ganz oben zu finden.
Trotzdem denkt niemand an den VfL, wenn es um die Meisterschaft geht. Dann doch eher an Abstieg. Heute geht es den Wolfsburgern zwar besser, aber im Mai stand ihnen der Angstschweiß auf der Stirn. Bis zur letzten Runde musste Klaus Augenthaler zittern, sein faltenreiches Gesicht ist beim Klassenerhalts-Krimi gegen Kaiserslautern um einige Kerben reicher geworden. Narben hat das nicht hinterlassen. Der niedersächsische Klub und sein bayerischer Trainer haben genug Gefallen aneinander, um ihre Zusammenarbeit bis 2009 zu besiegeln.
Augenthaler unterzeichnete die Vertragsverlängerung gestern. Aus solchen Anlässen muss auch immer etwas Feierliches gesagt werden. Also sprach der Trainer: »Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um den VfL weiter zu bringen. Wir wollen Schritt für Schritt vorankommen.« Die übliche Einschränkung lieferte der 49-Jährige gleich mit: »Das braucht eine gewisse Zeit und geht nicht von heute auf morgen.«
Ob der Weltmeister von 1990 zur Umsetzung seiner Pläne demnächst auf Marcelinho setzen kann, muss sich spätestens bis zum Transferschluss am 31. Januar entscheiden. Von Berlin aus war der Brasilianer im Sommer in die Türkei zu Trabzonspor gezogen. Dort findet er es aber nicht so gut. Nun geht es um Kaufpreis und Gehalt. Und mit Borussia Dortmund gibt es offenbar einen Konkurrenten.
Ein Mann wie Marcelinho, der selbst Tore erzielt und auch dafür sorgt, dass andere treffen, fehlt Wolfsburg. Die Mannschaft quält sich oft zäh über die Runden. Viermal hat sie schon 0:0 gespielt, und das Torverhältnis zeugt davon, dass nicht viel passiert, wenn der VfL am Ball ist. 12:16 nach 17 Spielen. Ziemlich fad und langweilig. Auch Ex-Armine Isaac Boakye lockerte die Dinge bisher erst mit einem Saisontreffer auf. Aber er ist noch entschuldigt. Der Ghanaer konnte seinen Tordienst wegen einer Knieverletzung nur mit Verspätung antreten.
Dass sich seine Elf über die Bundesliga noch in den UEFA-Cup schießt, ist unwahrscheinlich. Auf die Erfolgsserie zwischendurch folgten drei Niederlagen. Eine Option bleibt: der Pokal. In diesem Wettbewerb spielt der Viertelfinalist auch für mehr Anerkennung seines Schaffens. Die vermisst der VfL noch immer.
Nächste Folge morgen: Der Aufsteiger Alemannia Aachen gibt alles.

Artikel vom 12.01.2007