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Funkverkehr war mangelhaft

Arbeiter hörten Gespräch zwischen Leitstand und Transrapid nicht


Osnabrück (dpa). Unterschiedliche Funksysteme auf der Transrapid-Teststrecke im niedersächsischen Emsland haben möglicherweise zum Zugunglück mit 23 Toten beigetragen. Mitarbeiter auf dem Werkstattwagen konnten den Funkverkehr zwischen dem Leitstand und dem Transrapid nicht verfolgen. Das teilte die zuständige Osnabrücker Staatsanwaltschaft gestern mit. Deshalb hätten die beiden Männer im Werkstattwagen am Unglückstag den Funkspruch nicht mithören können, der die Fahrt des Transrapids freigab.
Der Magnetschwebezug war im September 2006 auf der Versuchsanlage in Lathen auf einen stehenden Werkstattwagen geprallt. 23 Menschen kamen ums Leben. Die Staatsanwaltschaft geht aber weiter davon aus, dass das Unglück allein durch menschliches Versagen ausgelöst wurde. Die Justiz ermittelt gegen die beiden Mitarbeiter im Leitstand der Transrapid-Anlage. Die unterschiedlichen Funksysteme seien strafrechtlich nicht relevant, sagte der Sprecher der Osnabrücker Staatsanwaltschaft, Alexander Retemeyer.
Im Untersuchungsausschuss des Landtages zur politischen Aufklärung des Unglückes sorgte die Darstellung unterschiedlicher Funksysteme jedoch für Aufsehen. »Sie haben sicher menschliches Versagen begünstigt«, sagte der Sprecher der SPD im Ausschuss, Gerd Will. Der Grünen-Vertreter Enno Hagenah kritisierte, es sei »ein unhaltbarer Zustand«, dass keine Kommunikation zwischen dem Werkstattwagen und dem Transrapid möglich sei. Der Untersuchungsausschuss wolle sich bei dem Besuch der Versuchsanlage heute erläutern lassen, warum diese »babylonische Sprachverwirrung« zugelassen wurde. Zwischen dem Leitstand und Transrapid bestand eine so genannte Intercom-Funkverbindung. Die Kommunikation zwischen Werkstattwagen und Leitstand erfolgte über Walkie-Talkies.

Artikel vom 11.01.2007