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Artist in der
Kampf-Truppe

Jan Schlaudraff ist Aachens »Ass«

Von Klaus Lükewille
Aachen (WB). Im Pokal im Viertelfinale, in der Liga jenseits der Abstiegszone. Eigentlich alles prima am Aachener Tivoli. Doch trotz Platz 13 schlägt es im Lager der Aufsteigers »13«: Trainer Michael Frontzeck steht bei einigen betuchten Tribünenbesuchern weiter in der Kritik.

Nach dem furiosen Abschluss-Ball, dem 4:2-Pokal-Triumph gegen den Titelverteidiger FC Bayern München, da sah Sportdirektor Jörg Schmadtke gar nicht wie ein glücklicher Gewinner aus.
Nein, er musste endlich raus, der Frust, der sich seit Wochen in ihm aufgestaut hatte: »Wir machen gute Arbeit, vor allem der Trainer. Und was muss der immer wieder hören? Frontzeck raus.« Ein paar total verbissene Alemannen können eben nicht vergessen, dass dieser Mann einst für den Erz-Rivalen Mönchengladbach verteidigte. Doch wie seltsam: Nicht alle Ex-Borussen sind hier so unbeliebt.
Einer wird seit Monaten stürmisch gefeiert, sie ernannten ihn sogar schon zum »Fußball-Gott«. Der 23-jährige Jan Schlaudraff, der aus der Stadt des »Fußball-Feindes« kam, er ist aber nicht mehr lange am Tivoli. Der FC Bayern machte das Rennen, der Nationalspieler wechselt im Sommer zum deutschen Rekordmeister. Dazu passt der Trikot-Sponsor der Alemannia: Schlaudraff, der Aachen-Münchener.
Diese Versicherung wird der hoch talentierte Angreifer allerdings nicht in Anspruch nehmen. Denn Schlaudraff fühlt sich stark genug, um im Star-Ensemble des neuen Arbeitgebers einen Stammplatz zu erobern: »Ich bin kein Mann für die Bank.« Da saß er in Aachen jedoch im Oktober mal für kurze Zeit, als ihm der steile Aufstieg in die Elite-Auswahl etwas zu Kopf gestiegen war. Frontzeck holte den leicht abgehobenen Torjäger damit schnell wieder auf den Boden zurück und hat seitdem nur noch Freude an Schlaudraff.
Vor allem an den tollen Treffern. Diese Dinger gegen Bremen und Bayern, die waren wirklich erste Sahne, die macht nicht jeder. Keine Frage: Schlaudraff ist der einzige Artist in einer Truppe, die ansonsten nur alte deutsche Fußball-Tugenden zu bieten hat. Einsatz und Kampfgeist. Rennen, grätschen und nie aufgeben.
So eine Mannschaft kann dann eben auch ein Fehlstart nicht schocken. 0:3 in Leverkusen. 0:1 gegen Schalke. Na und? Es folgte ein 3:0-Sieg in Hannover, der den ersten »Dreier« brachte - aber den Trainer kostete. Dieter Hecking imponierte den Niedersachsen so sehr, dass sie ihn sofort haben wollten. Doch auch die Trainer-Trennung haben die Alemannen bisher unbeschadet überstanden. Denn Nachfolger Frontzeck ist auf einem guten Weg, da können sie auf der Tribüne noch so rummeckern.
Der Coach warnte allerdings gleich nach dem Pokal-Erfolg gegen die Bayern: »Das war nur eine Zugabe. Unser großes Ziel heißt Klassenerhalt. Wir wollen unbedingt oben bleiben.«
Klar, nach 36 endlos langen Jahren in den Fußball-Unterhäusern möchten sie natürlich nicht gleich wieder runter, die Alemannen.
Nächste Folge am Montag: Hannover 96 hat große Ziele.

Artikel vom 13.01.2007