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Da hält man doch zusammen

»Dunkler Sommer« im »Polizeiruf 110« am Sonntag in der ARD

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr: Mitten im heißen Sommer 2006 drehte Regisseur Hendrik Handloegten den neuesten Fall der Schweriner »Polizeiruf 110«-Kommissare. Und genau so einen »glühenden« Sommer hatte er sich erhofft.
Was wissen sie? Sarah Horvàth und Connor Mills.

»Ich wollte schon immer einen Film drehen, in dem es so heiß ist, dass man sehen kann, wie sich die Wurst auf den alten Semmeln nach oben biegt«, sagt er über den Krimi »Dunkler Sommer«.
Es ist tatsächlich eine dunkle Geschichte, die da erzählt wird. Der gewalttätige Familienvater Udo Rascher hat zwei Jahre wegen wiederholter Körperverletzung abgesessen und verlangt am Abend wütend und betrunken Einlass in das Haus, in dem seine Frau, seine Kinder und seine Schwiegereltern leben. Doch niemand lässt ihn herein.
Wenige Tage später wird seine Leiche in einem Waldstück gefunden, unter einem Haufen Steine mit einem Holzkreuz obendrauf. Kommissar Jens Hinrichs (Uwe Steimle) und sein neuer Kollege Markus Tellheim (Felix Eitner) aus dem Westen stehen zunächst einmal vor der Frage, ob Rascher ermordet wurde und wenn ja, wie. Und sie wissen auch - anders als die Fernsehzuschauer - nicht, wer die Leiche dort auf diese Weise beerdigt hat.
Schnell wird deutlich, dass niemand dem Toten eine Träne nachweint. Sowohl Raschers Ehefrau Elke (Maja Schöne) als auch deren Mutter (Ingeborg Westphal) beteuern, nichts von der Haftentlassung gewusst zu haben. Auch sein vor ihm entlassener Mithäftling Boris Bobin will ihn nur in seinen Heimatort gebracht haben und dann nach Hause gefahren sein. Elke Rascher ist wenig zu Hause, denn sie hat einen Job in Frankfurt am Main und ein Verhältnis mit einem Jugendfreund, dem verheirateten Apotheker.
Einerseits ist viel kaputt in der Familie, andererseits kümmert sich einer um den anderen. Der kleine Sohn spielt oben mit dem bettlägerigen Opa Karten. Die ältere Tochter Svenja (Sarah Horvàth) hilft der Oma im Haushalt und zieht sich häufig an den See oder in den Wald zurück. Was sie dort macht, weiß eigentlich keiner so recht.
Es gibt so viele Motive dafür, den Vater notfalls auch gewaltsam an einer Rückkehr in diese Familie zu hindern, dass sowohl der Großvater als auch die Großmutter nacheinander die Tat »gestehen« - offensichtlich in der Absicht, andere Familienmitglieder zu schützen.
Und auch die Kommissare haben ihre eigenen, ganz persönlichen Probleme. Tellheim, der nach dem Tod seiner Schwester eigentlich gar nicht in Schwerin bleiben wollte, wird nun doch weiter an der Seite von Hinrichs ermitteln, der sich seinerseits Fragen über sein Privatleben verbittet. Bei Hinrichs, dem die Frau weggelaufen ist, zieht völlig ungebeten sein Vater (Hermann Bayer) ein, der den Sohn mit warmen Mahlzeiten und belegten Broten für die Arbeitspause versorgt. Versteht sich von selbst, dass damit einige Reibereien zu erwarten sind.
Als im Fall Rascher dann endlich die Todesursache geklärt ist, kommen Tellheim und Hinrichs auch den Hintergründen auf die Spur. Sie beweisen einen guten Blick für Details und Gespür für menschliche Nöte und Gerechtigkeit.
Hendrik Handloegten drehte den Krimi nach dem Drehbuch von Ulli Stephan. Der Regisseur, der 2000 mit einem Max Ophüls-Preis ausgezeichnet wurde, war im vergangenen Jahr mit »Liegen lernen« bei ProSieben vertreten.

Artikel vom 13.01.2007