11.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Roger Cicero würde gerne einmal mit Sarah Connor im Duett singen.

»Auf Deutsch fühle ich sofort, was ich singe«


Mit seinem Debütalbum »Männersachen« hat er einen ganz neuen Akzent in der deutschen Musikszene gesetzt. Roger Cicero versteht es erfolgreich, Swingmusik mit intelligenten deutschen Texten zu verbinden. Im Interview mit der WESTFALEN-BLATT-Mitarbeiterin Stefanie Djoba spricht der sympathische Sänger über Machos, Muttersprache und den Grand-Prix-Vorentscheid.

Herr Cicero, waren Sie vorher schon einmal in Bielefeld, und kennen sich hier ein wenig aus?
Cicero: Ja, ein wenig schon. Ich habe vor ein paar Monaten eine ausgiebige Promotion-Tour gemacht und war natürlich auch in Bielefeld. Aber so richtig gut kenne ich mich hier nicht aus. Als ich damals hier war, habe ich einige sehr schöne Ecken kennenlernen dürfen. Ich war beispielsweise in einem ganz herrlichen Café-Restaurant - leider weiß ich aber nicht mehr wie es hieß.

Viele Ihrer Texte stammen aus der Feder von Frank Ramon, der auch schon für Annett Louisan geschrieben hat. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit, und was halten Sie von den Texten?
Cicero: Ich finde die Texte ganz großartig, sonst hätte ich mich auch nicht für Frank entschieden. Mein Management hat damals den Kontakt hergestellt, und ich war sofort hellauf begeistert, weil ich seine Arbeit ja schon von Annett kannte. Ich war sehr froh, dass auch er von dem Projekt so angetan war. Wir haben uns kennengelernt und ein paar Texte ins Blaue geschrieben, die alle gleich gepasst haben.

Sie haben vorher ja ausschließlich auf Englisch gesungen. Wie war es für Sie dann, in der eigenen Muttersprache zu singen?
Cicero: Das war zuerst ganz schön komisch. Wenn man in der Nicht-Muttersprache singt und kein »Native« ist, dann bleibt bei einer Sprache wie Englisch, egal wie gut man sie versteht, kennt und beherrscht, immer eine Restbarriere. Ich kann auf Englisch die schlimmsten Sachen sagen, aber es bleibt immer eine gewisse Distanz bestehen. Das ist auf Deutsch total anders. Man fühlt sofort, was man singt, und man fühlt auch, dass die anderen es fühlen. Ich konnte mir durchaus vorstellen Deutsch mit Swing zu verbinden, aber die Qualität der Texte war mir immens wichtig. Darum war ich auch mit der Wahl von Frank Ramond sehr einverstanden, weil in seinen Texten der humoristische Aspekt nicht zu kurz kommt.

Können Sie sich vorstellen, Lieder, die aus völlig anderen Genres stammen, mit Swing zu verbinden?
Cicero: Ja klar, das haben wir jetzt auch schon gemacht. Es gibt zwei Stücke, die wir im Live-Programm haben und die auch auf der limitierten Platin-Edition zu hören sind. Da haben wir einmal Klaus Lages »Tausend mal berührt« als Swing-Version mit Bigband und »König von Deutschland« eines der rockigsten Lieder von Rio Reiser. Das habe ich zu einer jazzigen Soul-Ballade umgeschrieben. Für Jazzmusiker ist es ein völlig normaler Vorgang, dass man schon bestehende Stücke nimmt, diese völlig entkernt und in einen total anderen Zusammenhang packt.

Sie sind dieses Jahr einer der Teilnehmer für die Vorentscheidung zum Grand Prix Eurovision Song Contest. Wie und wann genau kam die Idee dort mitzumachen?
Cicero: Wir haben schon länger darüber nachgedacht und überlegt, ob es Sinn hat, sich mit unserer Art von Musik dort anzumelden. Wir dachten: Ja, das wird langsam Zeit. Ich glaube, ich bin der erste deutschsprachige Künstler, der bei dieser Vorentscheidung mit deutscher Bigband-Swing-Musik teilnimmt. Es ist auch sehr spannend, dass eine solche Gruppe wie »MonroseÜ dabei ist. Ich glaube, etwas Unterschiedlicheres hätte man nicht nehmen können.

Die Teilnahme am Grand Prix birgt auch gewisse Risiken für einen Künstler. Haben Sie davor Bedenken?
Cicero: Ich glaube, das ist immer sehr künstlerspezifisch wie mit »Misserfolgen« umgegangen wird. Ich könnte mir vorstellen, die Musik, die ich betreibe, ist relativ zeitlos und wird auch international gut verstanden. Es kennt irgendwie doch jeder, aber in Verbindung mit der deutschen Sprache wird es zu etwas ganz besonderem. Aber so weit denke ich jetzt noch nicht. Im Moment geht es jetzt erst mal nur bis zum Vorentscheid - und wenn wir da gewinnen, dann denk ich weiter.

Sie werden auch häufig mit dem Begriff »Macho« in Verbindung gebracht. Wie würden Sie persönlich einen Macho definieren?
Cicero: Ich würde den Begriff »Macho« so definieren: Das ist ein Mann, der sich als Mann wohl fühlt und einige typische Männerbild-Klischees erfüllt und schamlos auslebt. Dann gibt es verschiedene Stufen: zum einem den sich nicht hundertprozentig ernstnehmenden Macho - das ist so meine Lieblingsvariante und als die würde ich mich auch selbst bezeichnen -, zum anderen gibt es aber auch Leute, die das komplett ernst nehmen und auch wirklich ihre Männerrolle einfordern. Das finde ich nicht ganz zeitgemäß.

Würden Sie auch gerne mal ein Duett singen und welcher Künstler, welche Künstlerin wäre ihr Wunschpartner?
Cicero: Wenn, dann würde ich eher mit einer Duettpartnerin singen wollen. Aber da habe ich momentan noch gar nicht drüber nachgedacht. Ich bin zur Zeit noch so mit dem Album beschäftigt und das Interesse richtet sich mehr auf die Band. In meinem Musikstil sind Chöre oder Duette auch eher Mangelware. Trotzdem hätte ich dazu durchaus Lust und könnte mir ein Duett mal vorstellen. Sarah Connor zum Beispiel ist eine tolle Sängerin.

Auf was dürfen sich die Fans denn in der Zukunft, außer über die Teilnahme am Grand Prix-Vorentscheid, noch freuen?
Cicero: Die Tour geht erst mal weiter bis Ende März, und ab Mai werde ich mit der ganzen Band im Studio sein und an dem nächsten Album arbeiten, was dann voraussichtlich im Herbst erscheinen wird.

Artikel vom 11.01.2007