11.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Tat vom Obersee schlägt
Wellen durch halb NRW

Verdächtige in OWL wie auch im Rheinland inhaftiert

Bielefeld (hz). Die Bluttat vom Obersee beschäftigt die Justizbehörden von halb NRW. So sind die fünf verhafteten Tatverdächtigen in fünf verschiedenen Gefängnissen zwischen Ostwestfalen und dem Rheinland untergebracht worden.

Die Mitglieder von Jesidenclans aus Bielefeld und Hamm sollen ihre Aussagen untereinander nicht absprechen können, nachdem am Abend des 21. Dezember 2006 der Bielefelder Türke Umut O. (23) mit vier Messerstichen auf einem Parkplatz an der Talbrückenstraße tödlich verletzt worden war.
Deshalb ist die 17-jährige Bielefelder Kurdin Zeynab S. in Köln inhaftiert, ihre Schwester Samire S. (30) sitzt in der Justizvollzugsanstalt Gelsenkirchen ein. Die 44 Jahre alte Mutter Suade S. befindet sich im Gefängnis Bielefeld-Brackwede. Die beiden 20-jährigen mutmaßlichen Komplizen, der Iraker Safin N. aus Bielefeld sowie der Syrer Alisan (sprich Alischan) H. aus Hamm, wurden in die Jugend-Justizvollzugsanstalten Herford und Iserlohn eingeliefert.
Der Rechtsanwalt der in Untersuchungshaft sitzenden 44-Jährigen, der Bielefelder Strafverteidiger Dr. Lutz Klose, kündigte gestern auf Anfrage einen umgehenden Haftprüfungstermin für seine Mandantin an. Klose bestätigte, dass Suade S. nicht wie ihre Töchter wegen Totschlags, sondern wegen gefährlicher Körperverletzung verhaftet worden sei. »Als Haftgrund ist Verdunklungsgefahr angegeben worden, weil man angenommen hatte, meine Mandantin könnte den fünften flüchtigen Komplizen warnen. Das hat sich nun alles überholt, nachdem der Syrer aus Hamm seit dem vergangenen Dienstag ebenfalls im Gefängnis ist«, bekräftigte Klose.
Gleichzeitig kündigte der Verteidiger »umfassende berichtigte Angaben« der 44-jährigen Kurdin an. So bestreite Suade S. entgegen ihren ersten Aussagen nicht mehr, am Tatabend auf dem Obersee-Parkplatz gewesen zu sein, als Opfer Umut O. niedergestochen wurde. An der tödlichen Messerattacke auf den 23-Jährigen will die Frau aber nicht beteiligt gewesen sein.
Der ermittelnde Staatsanwalt Christoph Mackel sprach sich jedoch strikt gegen die Aufhebung jeglicher Haftbefehle aus. »Die Aussagen der Tatverdächtigen sind in sich nicht schlüssig. Bei den widersprüchlichen Angaben zum Tathergang gibt es noch großen Aufklärungsbedarf«, bekräftigte Mackel. Seiner Ansicht nach bestehe eine erhebliche Verdunklungsgefahr, sollten einige der zur Zeit Inhaftierten auf freien Fuß gesetzt werden. Denn es sei nicht auszuschließen, dass angesichts bevorstehender Nachvernehmungen die Mitglieder der Jesidenclans künftige Aussagen untereinander absprechen könnten.
Unterdessen deutet sich an, dass es bei der Bluttat am Obersee um die Familienehre des Bielefelder Jesidenclans S. gegangen sein könnte. Aus dem Umfeld des erstochenen Opfers verlautete, die 17-jährige Zeynab S. habe mit dem Bielefelder Türken Umut O. angebandelt, obwohl die junge Frau bereits mit einem anderen Mann im Irak verlobt gewesen sei. Auch wollen Nachbarn des Getöteten beobachtet haben, dass die 17-Jährige am Wohnsitz von Umut O. in Brake auftauchte und Nachrichten hinterließ.
Der Prozess gegen die fünf Verhafteten wird voraussichtlich nicht vor dem Bielefelder Schwurgericht stattfinden. Weil drei der Verdächtigen zur Tatzeit unter 21 Jahren alt gewesen sind und damit vor dem Gesetz als Jugendliche beziehungsweise Heranwachsende gelten, soll die 3. Große Jugend-Strafkammer des hiesigen Landgerichtes zuständig sein.

Artikel vom 11.01.2007