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Feuchtes »Venn« als Namensgeber

Auch das Stadtarchiv interessiert sich für die drei »verschollenen« Brüder

Von Annemargret Ohlig und
Matthias Meyer zur Heyde
Senne (WB). Das Schicksal der drei Vormfenne-Brüder aus Senne bleibt auch weiterhin sehr rätselhaft - trotz intensiver Nachforschungen in den alten Meldekarteien der ehemaligen Gemeinden Senne I und Senne II, heute Sennestadt.

Im Kellerarchiv des Senner Bezirksamtes sind diese Karten mit Geburts- und Sterbedaten jedes Einwohners von 1900 an gelagert - so auch die der elfköpfigen Familie Vormfenne. Höchst merkwürdig: Es fehlen die der drei Söhne Friedrich Heinrich, Heinrich und Wilhelm. Das stellte Sabine Bauke von der Senner Filiale der Bürgerberatung bereits am 5. Januar fest.
Damals fragte des Stadtarchiv nach genau diesen persönlichen Daten der Vormfenne-Brüder, die jetzt vom Amtsgericht wegen einer Erbschaft für tot erklärt werden sollen. Die Männer gelten juristisch seit 1917 und 1918 als vermisst, weil ihre Sterbeurkunden nicht aufzufinden sind.
Über den Namen der Familie Vormfenne weiß Ulrich Schlawig Mitteilenswertes: »Obwohl Heinrich und Wilhelm Vormfenne 1895 beziehungsweise 1898 in Senne II geboren sein sollen, lässt sich über eine Familie dieses Namens in Senne II nichts feststellen«, bedauert der ehemalige Vorsitzende und Archivbeauftragte des Sennestadtvereins. Ein ähnlicher Name taucht jedoch 1702 im Ravensberger Kataster auf: ufm Venne.
Ufm Venne, also auf dem Venn, wurde der Hof Nr. 36 genannt, der sich dort befand, wo heute die Sennestädter Sporthalle Nord steht. »Venn« - korrekt mit V geschrieben - bezeichnet ein Feuchtgebiet. »Die Senne ist sandiger Boden, und wo der Wind den Sand bis auf den lehmigen Untergrund verweht hat, hält sich auch in extrem trockenen Sommern noch das Wasser«, sagt Schlawig. »Die Vormfennes oder Vormvennes dürften Nachbarn am Rande dieser Feuchtareale gewesen sein.«
l Friedrich Heinrich Vormfenne (1. Januar 1894 geboren) war Musiker der 7. Kompanie des Infanterie-Regiments 28, das zur 16. Infanterie-Division gehörte. Diese war in Trier stationiert; ihr bekanntester Kommandeur war 1903/04 Lothar von Trotta, der später in Afrika gegen die aufständische Bevölkerung vorging.
l Heinrich Vormfenne (22. September 1895) diente in der 2. Kompanie des Jägerbataillons 20 der Reserve-Division 48. Diese war eine der schlecht organisierten Einheiten, die im September 1914 bei der Neuformation des Heeres geschaffen wurden. Stationiert war sie im deutschen Elsaß.
l Wilhelm Vormfenne (2. August 1898) war Musiker im Infanterie-Regiment 159. Diese Einheit zog 1899 in Mülheim/Ruhr ein und machte sie zur Garnisonsstadt.

Artikel vom 11.01.2007