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Mit dem Vierer lässt
Lange die Wut heraus

EM-Titel lindert Enttäuschung über Zweierbob-Ergebnis

Cortina d'Ampezzo (dpa). Nach der Schmach im Zweierbob ist Doppel-Olympiasieger André Lange mit Wut im Bauch zum dritten Europameistertitel im »Vierer« gerast.

Zum Weltcupsieg in Cortina d'Ampezzo reichte es aber erneut nicht. Diesen sicherte sich wie schon am Vortag der US-Amerikaner Steven Holcomb. Dritter wurde Pierre Lueders aus Kanada. Bei seinem insgesamt sechsten EM-Erfolg verwies der Oberhofer Lange in 1:45,25 Minuten den Russen Jewgeni Popow auf Platz zwei. Das Team von Ivo Ruegg aus der Schweiz belegte Rang drei.
Zwei Wochen vor der Weltmeisterschaft in St. Moritz heißt die Devise für den Oberhofer Lange nur: abhaken, ackern und wieder angreifen. »So ein Dämpfer kann manchmal Wunder bewirken. André hatte die Bahn hier nicht so beherrscht, wie er sie eigentlich beherrschen müsste«, betonte Langes Trainer Matthias Trübner, der im abschließenden Vierer-Rennen eine Reaktion seines Schützlings verlangt hatte, »um Schadensbegrenzung zu betreiben.«
Diese fiel mit dem Titelgewinn deutlich aus. Lange, der sich vom tschechischen Außenseiter Ivo Danilevic den EM-Titel im Zweierbob abnehmen ließ und als Weltcup-Fünfter nur EM-Dritter wurde, meinte nach dem durchwachsenen Wochenende: »Am Ende zählt nur der Titel. Nach dem Zweier habe ich mich über mich selbst geärgert. Nun müssen wir noch etwas am Material basteln, um dann zur WM in St. Moritz in alter Stärke zurück zu kommen.«
Für Langes Crew stehen harte Zeiten an. Den nächsten Weltcup in Innsbruck-Igls lässt sie aus, um sich auf die WM vorzubereiten. »Ich werde jetzt noch einmal eine Athletikphase einschieben, damit die Jungs topfit in die Schweiz reisen«, sagte Trübner, dessen ehemaliger Schützling Thomas Florschütz glücklich über sein Weltcup-Debüt war. Der nach Riesa gewechselte Pilot kam in beiden Wettbewerben als Gesamt-Sechster jeweils auf EM-Platz vier. »Klar bin ich zufrieden, doch im Vierer war die Medaille drin, das ärgert mich schon.«
In der Eisrinne von Cortina d'Ampezzo überschlugen sich die Ereignisse: Es begann mit dem Sturz von Matthias Höpfner aus Oberbärenburg, der im Vorjahr mit dem Zweier gewann. Er stürzte mit Rekordtempo von 112,75 km/h in der vorletzten Kurve und raste kopfüber durchs Ziel - allerdings ohne seinen heraus katapultierten Bremser Andreas Porth. Mit dem Crash im Hinterkopf leistete sich Höpfner auch mit dem großen Schlitten eine Menge Fehler und musste sich als EM-Achter mit Gesamtrang zehn begnügen.
Die Kufen-Szene wurde vom Coup des Tschechen Danilevic überrascht, der seinen ersten Weltcup-Podestplatz überhaupt erkämpfte und in der Doppel-Veranstaltung gleichzeitig als großer Außenseiter EM-Gold holte. »Das ist eine Sternstunde für den Bobsport in Tschechien«, sagte Danilevic, der im Vierer nur 13. wurde.
Zudem fuhr der Schweizer Martin Galliker nur mit drei Bremsern ins Ziel, da Alexander Streltsow nicht in den Bob kam. Der Österreicher Johannes Wipplinger rutschte ebenfalls aus, hangelte sich mit Mühe ins Gefährt und fuhr letztendlich rückwärts auf Position drei sitzend ins Ziel.

Artikel vom 15.01.2007