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Mieter bleiben dem Kabel treu - notgedrungen

Fernsehen: Wechsel auf kostenloses DVB-T kaum möglich

Von Edgar Fels
Bielefeld (WB). Seit knapp acht Monaten können die Haushalte in Ostwestfalen-Lippe das digitale Fernsehen (DVB-T) über eine Haus- oder Zimmerantenne empfangen. Im Gegensatz zum Kabel-TV fallen abgesehen von den GEZ-Gebühren keine Kosten an. Ein Wechsel vom Kabel zum DVB-T ist aber gerade für Mieter kaum möglich.
Händler Günter Messner mit DVB-T-Antenne und -Decoder. Foto:Büscher

Mieter, die in ihren Wohnungen über einen Kabel-TV-Anschluss verfügen, zahlen dafür monatlich zwischen acht bis 16 Euro. Man könnte das Geld sparen, sofern man bereit wäre, statt der derzeit mehr als 30 Kabel-Programme »nur« noch zwölf DVB-T-Kanäle zu empfangen.
Doch so einfach ist ein Wechsel ohnehin nicht. Denn die Kosten für einen bereits bestehenden Kabel-Empfang sind in der Regel Bestandteil des Mietvertrages. »Die Mieter können den Kabelanschluss nicht einfach kündigen«, sagt Bruno Schwope von der Rechtsabteilung der Bielefelder Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (BGW). »Der Anschluss gehört zur Ausstattung der Wohnung wie etwa eine Gegensprechanlage oder eine Warmwassertherme.« Generell gilt jedoch: Mieter, die direkt mit dem Kabelnetzanbieter Ish einen Vertrag hätten, könnten diesen auch kündigen.
Die BGW hat ihre 11000 Wohnungen komplett »verkabelt« oder stellt ersatzweise den TV-Empfang über eine Satellitenanlage bereit. Schwope hatte schon damit gerechnet, dass die Umstellung vom analogen auf das weitaus attraktivere digitale Fernsehen mit Antenne Ende Mai vergangenen Jahres bei vielen Mietern den Wunsch nach einem Wechsel weg vom kostenpflichtigen Kabel auslösen würde. »Dazu ist es aber nicht gekommen.« Vielleicht deshalb, weil Privatsender wie RTL, Sat.1 und Pro Sieben in OWL nicht zum DVB-T-Angebot gehören. Auf sie müsste der Fernsehzuschauer ohne Kabel (oder Satellitenschüssel) verzichten.
Auch der Mieterbund OWL beobachtet derzeit keine Wechselwünsche seitens der Mieter. »Das Thema DVB-T hat sich erledigt«, sagte Geschäftsführer Joachm Knollmann gestern.
Das kann auch Manfred Stromberg vom Spar- und Bauverein Paderborn bestätigen. Für zehn Prozent der 2800 Wohnungen hält der genossenschaftliche Verein einen Antennenempfang bereit. Die Umstellung vom analogen auf das digitale Programm sei problemlos verlaufen, sagte er. Die Mieter mussten den Decoder indes selbst bezahlen. Es sei ihnen aber freigestellt, sich für einen Kabelanschluss zu entscheiden.
Umgekehrt kann auch der Vermieter Kabel-TV ins Haus legen lassen und als Modernisierung bei der Miete berücksichtigen.

Artikel vom 11.01.2007