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Alle Verdächtigen
sitzen nun in Haft

Bluttat Obersee trotzdem rätselhaft

Bielefeld (hz). Zweieinhalb Wochen nach der Bluttat am Obersee ist der letzte Tatverdächtige der tödlichen Messerstecherei gefasst worden. Gegen den aus Hamm stammenden syrischen Asylbewerber Alischan H. (20) wurde gestern Mittag vom Amtsgericht Bielefeld Haftbefehl wegen Totschlags erlassen.

Der arbeitslose Syrer mit Duldungsstatus, wie die übrigen vier Bielefelder Tatverdächtigen ein Kurde jesidischen Glaubens, sei am vergangenen Montag gegen 16.30 Uhr von Zivilfahndern der Polizei Hamm in seiner Heimatstadt festgenommen worden, bestätigte der ermittelnde Staatsanwalt Christoph Mackel. Aussagen seiner Komplizen sowie eine im Mobiltelefon der 30-jährigen Mittäterin abgespeicherte Nummer samt Namen hätten die Fahnder der Mordkommission »Obersee« auf die Spur von H. geführt.
Auf etwa 20 Seiten ist die umfangreiche Vernehmung des Mannes protokolliert. Im Verhör hatte Alischan H. unter anderem gestanden, bei der Bluttat am 21. Dezember 2006 auf dem Parkplatz des Obersees am Viadukt an der Talbrückenstraße zweimal auf den Bielefelder Türken Umut O. (23) eingestochen zu haben. Das Messer will der Syrer weggeworfen haben. Doch bestritt der 20-Jährige, in Tötungsabsicht gehandelt zu haben. »Ich wollte Umut O. nicht umbringen«, sagte H. im Verhör.
Trotz dieses Geständnisses bleibt das Verbrechen für die Ermittler rätselhaft, denn der Bielefelder Türke Umut O. ist laut Staatsanwalt Mackel nicht von zwei, sondern von vier Stichen in Oberkörper und Bauch getroffen worden. Das Opfer, das kurz nach der Tat im Städtischen Krankenhaus innerlich verblutete, war zuvor außerdem mit einer Eisenstange verprügelt und mit einer Gaspistole beschossen worden. Angeblicher Grund: Umut O. soll eine Tochter des Bielefelder Jesidenclans S. vergewaltigt und weitere Frauen tyrannisiert haben.
Von den am 23. Dezember verhafteten Bielefelder Tatverdächtigen - eine kurdische Mutter (43), ihre Töchter (17 und 30) sowie ein 20-jähriger Bekannter - hatten die 17- und die 30-Jährige die Schuld für die tödlichen Messerstiche auf sich genommen. »Die Aussagen der Tatverdächtigen sind konfus«, kündigte Staatsanwalt Mackel weitere Nachvernehmungen an, um herauszufinden, wer nun wirklich wie oft zugestach.
Glaubt man Alischan H., hat die jüngste Tatverdächtige, die 17-jährige Zeynab S., am Obersee kein Messer in der Hand gehabt. Ihr Bielefelder Anwalt Andreas Chlosta bestätigte auf Anfrage, dass er sich umgehend dafür einsetzen werde, dass der Haftbefehl wegen Totschlags gegen die junge Frau wieder aufgehoben wird.

Artikel vom 10.01.2007