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Cottbus stieg auf und fiel ab:
FC Energie ging der Strom aus

Aber noch darf auch der Neuling Hoffnung auf den Klassenerhalt haben

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Cottbus (WB). Abseits der Lausitz haben die meisten Leute wohl gestaunt: dass die wieder da sind. Schon beim ersten Aufstieg 2000 zeigte sich Fußball-Deutschland ganz baff, nun hat sich der FC Energie Cottbus zum zweiten Mal in der ersten Liga angemeldet. Er macht seine Sache bisher sehr ordentlich.

Beinahe hätte die Historie sogar um einen echten Husarenstreich bereichert werden können. Es war der fünfte Spieltag, als die Cottbuser am Sonntag beim Blick auf die Tabelle ihren eigenen Augen nicht trauten. Wenn ihnen damals gegen den 1. FC Nürnberg ein Heimsieg mit zwei Treffern Unterschied gelungen wäre, hätten sie die Liga-Spitze übernommen. Die Partie endete 1:1. Vielleicht war das auch besser so. Bis auf Rang vier hatte der Höhenflug den Aufsteiger nach oben getrieben, es geisterte schon ein Wort durch die Stadt, das sie hier bis dahin höchstens vom Hörensagen kannten - UEFA-Cup. Inzwischen verflüchtigte sich der Anfangsschwangsschwung und machte einer Perspektive Platz, die besser zu Cottbus passt. »Es kann für uns um nichts anderes gehen als den Klassenerhalt«, sagt Petrik Sander, dem schon komisch geworden war, als er Ende September etwas zu möglichen Europacup-Ambitionen erzählen sollte.
Der Trainer wusste immer: So konnte es ja nicht weitergehen. Und so ist es auch nicht weiter gegangen. Seine Mannschaft stand allerdings noch nicht für eine Sekunde auf einem Abstiegsplatz und schuf vor allem in der Frühphase der Vorrunde die Voraussetzung, nicht schon jetzt Kondolenzbesuche zu empfangen.
Zuletzt ging Energie aber der Strom aus. Die Folge war der Fall auf Platz 15. Um den wird gekämpft wie verrückt, die Rettungschancen stehen nur schlechter als zu Beginn. Die Konkurrenz will sich vom Abstiegskandidaten nicht mehr übertölpeln lassen. Cottbus wird ernst genommen - ein Nachteil für Neulinge.
Helfen könnte zusätzliche Erfahrung, kombiniert mit frischen Spielideen. Beides bringt Ervin Skela mit. Der Bundesligist aus Brandenburg besorgte sich den 30 Jahre alten Ex-Arminen für die Spielgestaltung. Der albanische Nationalspieler war nach jeweils einem Jahr in Bielefeld und Kaiserslautern weiter nach Ascoli gezogen, was sich allerdings als keine gute Wahl erwies. Nun kehrt Skela von Italien aus auf die deutsche Ball-Bühne zurück. »Ervin kann von unschätzbarem Wert für uns sein«, verbindet Manager Steffen Heidrich große Hoffnung mit dem neuen Mittelfeld-Strategen. Skelas früherer Bielefelder Teamkollege Marco Küntzel gehört wohl nur noch als Randfigur dazu, nachdem er zu Saisonbeginn noch einen Stammplatz hatte.
Den behaupteten die Cottbuser bei den ersten Gehversuchen in der ersten Fußball-Bundesliga prompt für drei Jahre. Damals galt das als Fußball-Wunder. Alle Tage passieren die aber auch nicht.
Nächste Folge morgen: Der VfL Bochum muss auf Gekas bauen.

Artikel vom 10.01.2007