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Neue Kritik an Hitler-Film

Gestern Uraufführung


Essen (dpa). Am Tag der gestrigen Uraufführung der Hitler-Satire »Mein Führer« in Essen hat sich die Kritik an Dani Levys Filmkomödie mit Helge Schneider in der Hauptrolle zugespitzt. In dem Streifen werde bagatellisiert, verharmlost und verniedlicht, sagte der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann. »Ich komme selbst aus einer Holocaust-Familie. Daher habe ich schlimme Bauchschmerzen, wenn man das Thema Hitler und Holocaust zur Komödie macht«, sagte Graumann »Hier kann ich einfach nicht mitlachen, denn jedes Lachen würde mir sofort im Hals stecken bleiben.«
Der Dramatiker Rolf Hochhuth (»Der Stellvertreter«) kritisierte in Berlin den Film, der morgen bundesweit mit 250 Kopien in die Kinos kommt, als »Verklärung« Hitlers und seiner Zeit. Es sei »unerklärlich, wie ein Mann, der selbst Jude ist, so eine Geschichtsfälschung ins Kino bringen kann«, sagte Hochhuth über Regisseur Levy (»Alles auf Zucker!)«. Hochhuth selbst hat eine Tragikomödie über Hitler geschrieben, die am Samstag unter dem Titel »Heil Hitler« in der Akademie der Künste in Berlin uraufgeführt wird. »Wenn zu einem Ereignis alles gesagt ist, muss man die komische Seite beleuchten«, meinte Hochhuth zu seinem Theaterstück, das er als »groteske, ironische und humoristische Aufarbeitung von Geschichte« beschrieb.
Zahlreiche Kulturvertreter hatten im Vorfeld das Konzept Levys kritisiert, über Hitler eine Filmkomödie zu drehen. Damit würden die Verbrechen der Nationalsozialisten womöglich verharmlost, hieß es vielfach.

Artikel vom 10.01.2007