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Keine Angst vor krummen Preisen

Ikea rechnet die Mehrwertsteuer vom 1. Februar an auf den Cent genau um

Bielefeld (WB/in). Am Montag startet in Köln die internationale Möbelmesse. Ikea ist zwar weder als Aussteller noch als Einkäufer vertreten. Die Trends zu mehr Farbe und dunkleren Hölzern ähneln jedoch denen in der Branche. Mit dem Bielefelder Ikea-Chef Georg Gleissner und Marketing-Leiter Stephan Walther sprach vorab Bernhard Hertlein.

Waren Sie schon ein Mal auf der Kölner Möbelmesse?Gleissner: Selbstverständlich ja, und nicht nur ein Mal, sondern oft.

Aber Ikea entwickelt seine Möbel doch vollständig in eigener Hand?Gleissner: Trotzdem ist die IMM Cologne ein Ereignis, das sich niemand in der Branche leichtfertig entgehen lässt. Jeder von uns interessiert sich schließlich auch dafür, was anderen Möbelherstellern so Neues eingefallen ist.

Welche Trends stellen Sie bei Ihren Kunden fest?Gleissner: Es gibt zwei Hauptrichtungen. Wir nennen den einen Trend »modern«, den anderen »Country« entsprechend dem allgemeinen Landhausstil.
Walther: Der moderne Ikea-Stil teilt sich wiederum in zwei Richtungen. Die eine wird von Weiß oder anderen, ganz hellen Farben dominiert. Hochglanz-Lacke sind nicht nur in Küche und Schlaf-, sondern auch im Wohnzimmer sehr gefragt.
Gleissner: Neuerdings gibt es zugleich eine stärkere Nachfrage nach dunklen Hölzern. Eiche ist wieder interessant geworden, allerdings international noch mehr als hier in Deutschland.
Walther: Der zweite moderne Einrichtungsstil kommt sehr farbenfroh. Lila, Orange und Rot beherrschen das Bild.
Gleissner: Im Country-Bereich dominieren nach wie vor helle warme Farben und Hölzer. Ich glaube, dass dies vor allem dem Geschmack der Frauen entspricht.

Entscheidet das weibliche Geschlecht auch bei Ikea-Kunden über den Möbelkauf?Walther: Jedenfalls stellen Frauen mit 60 Prozent die Mehrzahl unserer Möbelhaus-Besucher.

Gab es 2006 einen Mehrwertsteuereffekt?Gleissner: Es gibt ihn immer noch, denn bei Ikea gelten bis 31. Januar die alten Preise weiter. Danach wird die Mehrwertsteuererhöhung auf Euro und Cent genau auf den Katalogpreis aufgeschlagen. Das wird ganz ungewöhnliche, aber sehr ehrliche Preise von 7,24 Euro oder 9,11 Euro erzeugen.
Walther: Niedrige, aber ehrliche Preise sind überhaupt ein Markenzeichen von Ikea. Wir halten nichts von ständigen Rabattaktionen mit riesigen Prozentzeichen.

Ikea gilt als junges Möbelhaus. Ist das angesichts des demografischen Wandels nicht allmählich ein Handicap?Gleissner: Kein Handicap, aber eine Herausforderung für unser Sortiment und unseren Service.
Walther: Jugendlichkeit ist keine Frage des Lebensalters, sondern der Einstellung. Man muss nicht in dunklen Hölzern und Rüschen-Textilien wohnen, nur weil man die 50 überschritten hat. Das gilt übrigens auch für Ikea. Wir sind nun schon mehr als 30 Jahre in Deutschland und stecken trotzdem voller Tatendrang.

Ein Hersteller aus Ostwestfalen kreuzt auf und präsentiert Ihnen ein Möbel, von dem Sie selbst sagen: Das muss man einfach haben. Haben Sie dann die Möglichkeit, dieses Möbel außerhalb des Standardsortiments in Ihrem Haus zu verkaufen?Gleissner: Nein. Die Verantwortung für das gesamte Sortiment von Ikea trägt unsere Zentrale in Schweden.
Walther: Das bedeutet jedoch nicht, dass wir den innovativen Hersteller aus OWL einfach an seine Werkbank zurückschicken. Wir haben schon mehrmals Entwürfe nach Schweden weitergeleitet, und einige wurden tatsächlich ins Programm aufgenommen.

Das heißt, Sie beziehen einen Teil Ihrer Ware auch aus Ostwestfalen?Gleissner: Selbstverständlich. Alles andere wäre angesichts der Bedeutung der Möbelindustrie in der Region auch sehr erstaunlich.

Ihr Werbeslogan »Wohnst du noch oder lebst du schon?« ist zum geflügelten Wort geworden.Walther: Das freut uns. Der Slogan trifft exakt unsere Grundhaltung. Die Wohnung ist kein Museum, sondern ein Ort, um darin zu leben.
Gleissner: Der größte Teil unserer Kunden hat selbst Kinder. Sie wollen keine Sofas zum Ansehen, sondern um darauf herumzutollen.

Artikel vom 13.01.2007