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1000 Mark gespart durch Land-Spende

WESTFALEN-BLATT-Serie - Folge 16: Entscheidung für den Bau der Schule Osthus in Senne

Von Stefanie Westing
Senne (WB). In der kleinen Stube eines Senner Gehöftes begann um das Jahr 1750 herum die Geschichte der »Schule bei Osthus«. Die heutige Folge 16 der WESTFALEN-BLATT-Serie »Anno dazumal« beschäftigt sich mit der Schule Osthus. Am 10. Januar 1894 beschloss die Gemeindeversammlung den Neubau dieser Einrichtung.

In drei Schulbezirke war die Bauerschaft Senne Mitte des 18. Jahrhunderts eingeteilt: Schulbezirk Reckmann, Schulbezirk Tönsmeise, Schulbezirk Osthus. Untergebracht waren die Schulen in angemieteten Nebengebäuden der Colonen (Landwirte).
Immer wieder wurde auf die traurigen Schulverhältnisse in der Gemeinde Senne I hingewiesen. Die Schule bei Osthus zum Beispiel besuchten 160 Schüler, morgens 93 und nachmittags 67 - an Raum standen diesen nur etwa 50 Quadratmeter zur Verfügung. Die Regierung stellte 1888 für den Neubau von Schulen in Senne I einen Staatszuschuss von 10 000 Mark in Aussicht, wenn die Gemeinde den Rest, 12 000 Mark, beisteuern würde. Doch man hatte kein Geld, Grundstücke zu kaufen und Schulen zu bauen. Nicht am guten Willen mangelte es, wie die Gemeindeverwaltung ausdrücklich betonte: »Wir sind leider zu arm.«
Schließlich, sechs Jahre später, stellte der Colon Osthus für den Schulneubau ein Grundstück von vier Morgen zur Verfügung. Dabei hatte es mit Blick auf die Standortfrage durchaus unterschiedliche Meinungen gegeben. Die Bewohner des so genannten »Weißen Venn« wollten die Schule an der Landstraße gebaut haben, während andere einen Platz an der Chaussee Brackwede-Friedrichsdorf bevorzugten. Doch Landwirt Osthus bekam den Zuschlag - er stellte sein Land unentgeltlich zur Verfügung, so dass 1000 Mark gespart werden konnten.
Die »Bau-Bedingungen«, gewissermaßen eine öffentliche Ausschreibung, stellte Amtmann Koch aus Brackwede im Februar 1895: »Die Erbauung eines Schulhauses mit zwei Klassenzimmern und Wohnung für einen verheirateten und einen unverheirateten Lehrer zu Senne I - bei Osthus - veranschlagt nebst Abortgebäude zu 17 000 Mark, soll öffentlich verdungen werden. Zeichnungen, Kostenanschlag und Bedingungen liegen zur Einsicht im Geschäftszimmer des königlichen Baurats Herrn Cramer in Bielefeld aus.« Den Zuschlag erhielt schließlich Maurermeister Hamer aus Brackwede. Mit dem Bau begonnen wurde im Frühjahr 1895.
Der Grundstein wurde am 21. Juni 1895 in Anwesenheit des Lokal-Schulinspektors, des Herrn Pastor Ostermann, des Amtmannes Koch, des Gemeindevorstehers Verleger und der übrigen Schulvorsteher und Gemeindeverordneten gelegt. Ein halbes Jahr später, am 6. Januar 1896, wurde der Bau eingeweiht. Zum 1. Oktober fand die Umschulung statt: Von der Schule Reckmann wurden 13 Kinder zur Schule Osthus verwiesen, ebenso viele von der Schule bei Tönsmeise. Die erste Klasse besuchten schließlich 42 Jungen und Mädchen, die zweite 45 und die dritte 56 - also insgesamt 143 Schüler.
Angeschafft wurden nach dem Bau zwei Sturmsche Ventilationsöfen im Gesamtwert von 305 Mark, 40 neue Schultische und -bänke, zwei neue Lehrerpulte, sechs neue Stühle, zwei Kartenhalter und eine Fahne. Die vor dem Haus stehende Fahnenstange war ein Geschenk des Namensgebers, des Colon Osthus. Bis 1895 war das Grundstück mit jungen Fichten bewachsen, die in jenem Winter dem zukünftigen Garten und Ackerboden Platz machen musste.
Die Folge 17 der WESTFALEN-BLATT-Serie »Anno dazumal« beschäftigt sich am 1. März mit der Entstehung des Sennefriedhofes.

Artikel vom 10.01.2007