Frühling im Wohnzimmer - Handel ohne Einbußen - Verreisen im Trend
Von Gerhard Hülsegge und Hans-Werner Büscher Bielefeld (WB). Der Winter lässt auf sich warten, Frühlingsgefühle wollen sich noch nicht in Gänze einstellen. Die Bielefelder tragen's mit Gelassenheit, holen sich den Lenz ins Wohnzimmer und fahren zum Ski-Urlaub ins benachbarte Ausland. Das gab eine WESTFALEN-BLATT-Blitzumfrage. Bei Blumen-Wilking duftet es bereits nach Frühling. Den milden Temperaturen weit über null grad Celsius angemessen. Auch wenn es nieselt. »Bei tristem Wetter haben alle Lust auf Farbe«, weiß Helga Wilking (49), Inhaberin des Floristik-Fachgeschäftes an der Sudbrackstraße. Narzissen, Primeln, Hyazinthen, Azaleen und vor allem Tulpen holen sich die Kunden jetzt ins Wohnzimmer, tauschen die Pflanzen direkt gegen Weihnachtsbaum und Weihnachssterne aus. »Für uns ist der Winter gelaufen«, erklärt die Geschäftsfrau und hat sich mit ihrem Angebot schon ganz auf den Frühling eingestellt Zu früh gefreut? »Der Winter kommt noch«, ist Henner Zimmat sich ganz sicher und verspricht es sogar jedem, der es hören will. Die Ski, die der 42-jährige Inhaber von Sport-Schlepper vor seinem Geschäft in der Bielefelder Altstadt anbietet, sind denn auch keine »Ladenhüter«, sondern nach günstigen Angeboten für all' diejenigen, die noch »hungrig« auf weiße Pracht sind, flotte Abfahrten oder ruhige Touren in der Langlauf-Loipe suchen. Mitarbeiter Karl Schulz (51) bringt in der Schlepper-Werkstatt die Alten wieder »in Schuss«. Breite Bretter und Helme (zur Sicherheit) für den Kopf liegen zurzeit voll im Trend. Cord-Kombis aus wasserdichtem Goretex-Material sind modisch der letzte Schrei. »Und in den Skigebieten sieht's gar nicht so schlecht aus mit Schnee. Oberhalb von 2000 Meter im Allgäu oder auch in Osttirol gibt es keine Probleme«, weiß der Kaufmann. Das kann auch Michael Schreiber (51), Leiter des TUI-Reisecenters WESTFALEN-URLAUBSREISEN am Jahnplatz, bestätigen. »In den Gletschergebieten wie Kaprun im Salzburger Land in Österreich kann man jetzt hervorragend Winterurlaub machen«, sagt er. Dass Reisen wegen den ausbleibenden Winters in deutschen Regionen vermehrt storniert wurden, konnte er nicht feststellen. Einzig die Bauern blicken momentan etwas trübe ins Wetter. Pilzbefall beim Getreide, den erhöhten Einsatz von Fungiziden und schmalere Erträge bei ausbleibendem »Kälteschock« beklagt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, Hans-Jürgen Kleimann, wenn quasi aus dem Herbst gleich Frühling werden sollte. »Es könnte auch mehr Hasen geben«, prognostiziert Bielefelds oberster Stadt-Förster Volker Brekenkamp (54), zugleich Chef des Tierparks Olderdissen. Ein Indiz dafür, dass es übergansglos auch Ostern wird, sei dies freilich nicht.
Drucken