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Gekas hält Bochum im Geschäft

»Streitfall« Frankfurt gibt neuen Mut - aber VfL bleibt Abstiegskandidat

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bochum (WB). Beinahe wäre der VfL Bochum mit Eintracht Frankfurt im Streit auseinander gegangen. Schließlich hatte Albert Streit den VfL im Schnellverfahren eine Liga-Lektion erteilt. 0:1. 0:2. Gespielt waren da gerade fünf Minuten.

An diesem Freitag, am 13. Spieltag, wollten die VfL-Anhänger um genau 20.35 Uhr ihre Jungs schon abschreiben. Ein schwarzer November-Abend im Rewir Power Stadion. Und dann ging's ab. Über diesen bunten Torreigen werden sie in Bochum noch in ein paar Jahren reden. 4:3. Wahnsinn. Ohne Worte. Begeisternd. Ein Klassiker.
Falls die Unabsteigbaren, die es ihres Rufes zum Trotz immer wieder mal erwischt hat in der Vergangenheit, am Ende dieser Saison davon kommen, dann wissen sie, warum. Die Wende gegen Frankfurt. Ohne diesen »Streitfall« hätte die Mannschaft vielleicht auch weiterhin nichts gerissen.
So aber fasste sie neuen Mut, legte eine kleine Heimserie hin und verabschiedete sich mit dem 2:0 gegen Borussia Mönchengladbach beim Jahresfinale sogar noch von den Abstiegsplätzen. »Über dem Strich« nennt Trainer Marcel Koller alle Plätze, die besser sind als 16. Auch unter dem Strich über dem Strich zu stehen, bleibt das einzige Ziel des Schweizers, wenn am 19. Mai die Endabrechnung präsentiert wird.
Bis dahin wird Stürmer Teofanis Gekas noch einige Male zuschlagen müssen. Seinen Tor-Garanten bezeichnet Trainer Koller als »Lebensversicherung des VfL«. Er meint damit auch seine eigene. Denn ohne die sieben Treffer der lebhaften Leihgabe aus Griechenland wäre der Eidgenosse vielleicht schon wieder jenseits der Alpen und Bochum ganz unten. Koller wackelte beträchtlich, als seine Mannschaft sogar das Einmaleins vergaß. Das 0:6 gegen Bremen, höchste Heimklatsche in der Liga-Historie des VfL, markierte den Tiefpunkt. Den gesamten Oktober verbrachten die Bochumer auf dem letzten Platz. Von wegen Goldener Monat.
Trotz des gefährlichen Gekas oder des siebenfachen Vorlagengebers Misimimovic bot die Elf teilweise grauenvollen Fußball. Grotesk war die erste Hälfte gegen Bielefeld. Wenn die Arminen sich nicht als höchst gönnerhafter Gast und aufopferungsvoller VfL-Sympathiesant erwiesen hätten, wäre auch dieser »Dreier« zum Teufel gewesen.
»Wir haben hart weiter gearbeitet und immer daran geglaubt, dass wir in der ersten Liga mithalten können«, sagt Trainer Koller über den mit der Aufholjagd gegen Frankfurt eingeleiteten Umschwung. Auf dem Prüfstand steht sein Team 2007 sofort. Gegen Mainz und in Cottbus zählt jeder Zähler doppelt. Zwischendurch reist der VfL noch nach München.
Er wird demnächst Joel Epalle dabei haben, sofern der 28 Jahre alte Kameruner seine konditionellen Defizite im Trainingslager beseitigt. Wie Gekas angelte sich Bochum den offensiven Mittelfeldspieler in Griechenland, Land der Verheißung für den VfL. Schwer genug wird es, auch der prominenteste Sohn der Stadt muss noch versöhnt werden. Herbert Grönemeyer kam einmal ins Stadion. Er sah den Werder-Spaziergang. »Die kämpfen nicht, da fehlt die Leidenschaft«, lästerte er. Die zumindest spielt in Bochum wieder mit.
Nächste Folge morgen: Wolfsburg versackt im Mittelmaß.

Artikel vom 11.01.2007