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Öl aus Russland gestoppt

Pipeline nach Deutschland abgesperrt - Versorgung gesichert

Minsk/Moskau (dpa). Im Energiestreit mit Russland hat Weißrussland die Durchleitung russischen Öls nach Deutschland und in andere EU-Länder gestoppt.

In Deutschland, das etwa ein Fünftel seines Ölbedarfs über die Pipeline »Druschba« (Freundschaft) deckt, kam gestern kein russisches Öl mehr an. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) zeigte sich besorgt und rief die Regierungen in Minsk und Moskau dazu auf, die vereinbarten Lieferungen sicherzustellen.
Versorgungsprobleme wurden jedoch nicht erwartet. Die bundesweiten Vorräte an Benzin, Diesel oder Heizöl seien ausreichend, um die Versorgung über mehrere Monate uneingeschränkt sicherzustellen, hieß es beim Mineralölwirtschaftsverband (MWV) in Hamburg.
Glos sah die Schließung der »Druschba«-Leitung mit Besorgnis. »Ich erwarte, dass die Lieferung durch die Pipeline so schnell wie möglich in vollem Umfang wieder aufgenommen wird«, sagte er in Berlin. Der Vorfall zeige einmal mehr, dass ein ausgewogener Energiemix unverzichtbar sei. Deutschland erhält jährlich etwa 22 Millionen Tonnen Öl über die zu sowjetischen Zeiten gebaute Pipeline.
Die EU-Kommission forderte Russland und Weißrussland auf, sich rasch zu den gestoppten Öllierungen zu äußern.
Russland warf dem Nachbarn Öldiebstahl vor. Eine weißrussische Regierungsdelegation flog zu Gesprächen nach Moskau. Der Streit der Bruderländer war im neuen Jahr hochgekocht, weil beide Seiten trotz einer geltenden Zollunion einander mit Strafzöllen auf Öl belegten. Einen drohenden Lieferstopp für russisches Gas hatte Weißrussland erst am Silvesterabend um zwei Minuten vor Mitternacht abgewendet, indem es einer Preisverdoppelung auf 100 US-Dollar (77 Euro) je 1000 Kubikmeter zustimmte.
Weißrussland habe seit Samstag 79 000 Tonnen Öl aus der »Druschba«-Röhre illegal entnommen, erklärte die Besitzerfirma der Pipeline, der staatliche russische Monopolist Transneft.
S. 4: Hintergrund/Kommentar

Artikel vom 09.01.2007