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Zu Beginn seien die Probanden direkt stark eingebunden gewesen, sagt der Bielefelder, das sei zwar nicht körperlich anstrengend, aber weil so viele Untersuchungen aufeinander folgten, sei man zu nichts anderem gekommen. Allerdings hätte er ja gewusst, was auf ihn zukommt. Wie alle Probanden hatte Karl Spellmann vor Beginn der Studie einen minutengenauen Ablaufplan erhalten, der von den Essenszeiten bis hin zu den einzelnen Untersuchungen genau darstellte, welche Pflichttermine er wahrzunehmen hatte. Über die restliche Zeit konnte er frei verfügen und sich nach Belieben im Institut bewegen, wo den Probanden ein umfangreiches Freizeitangebot zur Verfügung steht.
Die sechs Probanden umfassende Gruppe, zu der Karl Spellmann gehörte, wurde in den 19 Tagen des Aufenthalts immer wieder untersucht. EKG, Blutabnahmen und Blutdruckmessungen wurden schon vor der ersten Einnahme des zu testenden Medikaments durchgeführt, aber auch danach.
Wie bei jeder Studie war auch diesmal rund um die Uhr ein Arzt im Hause, so dass die Probanden jederzeit einen Ansprechpartner hatten. Die ständige Präsenz der Ärzte hebt Karl Spellmann als besonders beruhigend hervor: »Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt wirklich gesorgt, dass bei den Tests etwas passieren könnte.« Speziell in der Gruppe von Karl Spellmann war es allerdings unwahrscheinlich, dass es zu einem Zwischenfall kommt. Warum, erklärt Dr. Leszek Nosek, medizinischer Direktor des Instituts: »Herr Spellmann gehört zu einer Gruppe, die mit so geringen Dosierungen des zu testenden Medikaments arbeitet, dass die Wirkung für die Probanden kaum merklich ist. Das Medikament wurde zuvor lediglich an gesunden Menschen getestet. Daher erhalten die ersten Diabetiker, die das Medikament testen, zunächst nur eine extrem abgeschwächte Dosierung. Wenn bei der ersten Gruppe keinerlei Nebenwirkungen auftreten, wird bei der nächsten Gruppe die Dosis erhöht.«
Die Frage, ob sich sein Blutzuckerspiegel seit der Einnahme des Medikaments verändert hätte, löst bei Karl Spellmann ein kurzes Zögern aus: »Naja, ein bisschen haben sich die Werte schon geändert, aber ob das jetzt an dem Medikament liegt? Wir wissen ja, dass einige Personen Placebos bekommen. Vielleicht haben sich meine Werte auch nur geändert, weil hier das Essen ganz anders ist als zu Hause - ich weiß es nicht.« Überhaupt, das Essen: mit dem ist der 66-jährige sehr zufrieden. Jeden Tag kann er aus verschiedenen Gerichten wählen und sich Frühstück, Mittag- und Abendessen sowie einen kleinen Snack am Nachmittag selbst zusammenstellen.
Karl Spellmann hat sich entschieden, an weiteren Studien teilzunehmen. Man wird ihm schließlich vorher sagen, was ihn erwartet und dann könne er sich auf die Gegebenheiten einstellen. Als »alter Hase« wird ihm das dann sicherlich leicht gelingen.

Artikel vom 12.01.2007