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Alle 15 Sekunden ein Himmelsbild

Der Internetdienst Google beteiligt sich am Bau eines Super-Teleskops

Von Esther Steinmeier
Tucson/Arizona (WB). Es gibt kaum einen Zentimeter Erde, der nicht erfasst und kartografiert ist. Bilder unseres Planeten können wir bei Google »Earth« und »Maps« ansehen. Möglicherweise geht es bald per Mausklick auch ins Weltall: Der Internetdienst beteiligt sich an Bau und Betrieb eines extrem leistungsstarken Großteleskops.

Gemeinsam mit 19 amerikanischen Universitäten und Forschungseinrichtungen engagiert sich Google für das Projekt. Das »Large Synoptic Survey Telescope« (LSST) wird auf dem Berg Cerro Pachón in Chile errichtet und 2013 in Betrieb genommen. Das meldete jetzt die Universität von Arizona. Mit einem Durchmesser von 8,40 Meter wird das Spiegelteleskop das größte seiner Art sein und zehn Jahre lang in jeder Nacht Bilder aufnehmen - alle 15 Sekunden, mit einer Auflösung von drei Milliarden Pixeln.
Riesige Datenmengen werden dabei anfallen: »Das LSST wird pro Nacht ein Informationsvolumen von 30 000 Gigabyte aufnehmen«, sagte LSST-Projektdirektor Prof. Anthony Tyson dieser Zeitung. Riesige Datenmengen auszuwerten und zu verwalten, ist genau das, was Google am besten kann: »Von der Kooperation mit Google erhoffen wir uns technische Unterstützung und innovative Software-Lösungen. Diese Partnerschaft wird uns befähigen, Daten in Wissen zu verwandeln«, so Tyson. Darüber hinaus kann sich der Projektchef durchaus vorstellen, dass Google die Bilder aus dem All auch den Internetnutzern zugänglich machen wird.
William Coughran, Vizepräsident Engineering bei Google, beschreibt das Ziel der LSST-Beteiligung: »Googles Mission ist es, die Informationen der Welt universell zugänglich und nutzbar zu machen. Die Daten dieses Teleskops werden ein wichtiger Teil dieser Welt-Informationen sein.« Google wird sich sowohl in technischer als auch finanzieller Hinsicht beteiligen, das bestätigte Google-Sprecher Stefan Keuchel. Ein konkreter Dienst »Universe« ist für ihn noch nicht in Sicht, aber: »Informationen verstecken sich nicht auf Webseiten, sondern sie sind überall. Wir werden diese Informationen, wenn wir sie haben, sicher nicht für uns behalten.«
Welche Bilder würden wir mit Google »Universe« auf dem Computer sehen können? Könnten wir einen eigenen Kometen entdecken? Eine Supernova beobachten? Was für Hobbyastronomen noch ein extrem seltener Glücksfall ist, wird das Teleskop auf dem Berg in Chile jedenfalls aufnehmen können. Das systematische »Abscannen« des Nachthimmels erfasst dann auch zufällige Phänomene, die bisher nicht gesehen werden können, davon ist Projektdirektor Tyson überzeugt: »Das LSST wird uns viel zeigen und viele Fragen beantworten. Die Bandbreite reicht von erdbedrohenden Asteroiden bis zu den Mysterien der Dunklen Energie und der Dunklen Materie. Noch wichtiger aber ist: Das Teleskop wird uns Phänomene zeigen, die wir uns jetzt noch gar nicht vorstellen können.«

Artikel vom 09.01.2007