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Abrissbagger sind noch nicht am Zug

Kaufinteressent für das marode Bahnhofsgebäude in Windelsbleiche - Entscheidung in Kürze

Von Stefanie Westing
und Markus Poch (Foto)
Senne (WB). Ein Schandfleck verschwindet - oder auch nicht. Dass das baufällige Bahnhofsgebäude in Windelsbleiche demnächst abgerissen wird, hatte der Senner Bezirksvorsteher Ferdinand Stöppel in seiner Rede zum Neujahrsempfang (Bericht von Samstag) angekündigt. Doch so weit ist die Eigentümerin, das Bundeseisenbahnvermögen, noch lange nicht.

Dabei war der Abrissauftrag tatsächlich schon erteilt, wie Ulrich Feldsiepe, Sachbearbeiter beim Bundeseisenbahnvermögen, gestern auf Anfrage bestätigte. Das Unternehmen hatte plötzlich aber das Vielfache des ursprünglich genannten Preises haben wollen, so dass der Auftrag zurückgezogen wurde. In der Zwischenzeit meldete sich ein Kaufinteressent. Dabei handelt es sich nach Angaben Feldsiepes um einen Gewerbetreibenden aus der näheren Umgebung, der Lagerflächen sucht. »Der mögliche Käufer würde das Gebäude restaurieren, was uns natürlich lieber wäre als ein Abriss. Wir warten derzeit auf Kostenvoranschläge, wie teuer uns der Abriss kommen würde.« Wenn keine Einigung mit dem potenziellen Käufer erzielt wird, sei das Schicksal des verfallenen Gebäudes besiegelt. »Das Haus ist einsturzgefährdet. Wenn es nicht restauriert wird, muss es abgebrochen werden.« Eine Entscheidung erwartet der Mann vom Bundeseisenbahnvermögen in den nächsten Wochen.
Damit wird ein weiteres Kapitel in der »unendlichen Geschichte« des Bahnhofes Windelsbleiche geschrieben. Denn bereits seit langer Zeit wird nach einer Lösung gesucht, was mit dem Gebäude passieren soll. Im Sommer dann hatte Bezirksvertreter Ulrich Breipohl (CDU) in einer Sitzung der Bezirksvertretung den Antrag gestellt, Informationen darüber zusammenzutragen, was mit dem maroden Gebäude passieren soll. Er hielt dieses für eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung. Das städtische Bauamt wurde mit der Prüfung des Antrages beauftragt, stellte Baumängel fest und wandte sich an die Deutsche Bahn AG. Von dort hieß es, das Gebäude solle abgerissen werden, weil es nicht mehr benötigt werde, aber eine Gefahr darstelle. Jetzt kam die überraschende Wende.
Diskussionen über Nutzungsmöglichkeiten des eingeschossigen Backsteinbaus gibt es bereits seit Jahrzehnten. Güter werden auf dem Bahnhof schon seit September 1988 nicht mehr verladen. Eine so genannte Entbehrlichkeitsprüfung zeigte ein Jahr später, dass der Bahnhof für dienstliche Zwecke der damaligen Bundesbahn nicht mehr benötigt wurde. Bereits seit dieser Zeit gab es mehrere Ideen, was mit dem Gebäude passieren könnte. Zunächst war im Gespräch, eine Diskothek zu eröffnen. Auch die Senner Tanzsportfreunde hatten Interesse signalisiert, die ehemalige Güterhalle anmieten und nach Umbau und Renovierung als Übungsraum nutzen zu wollen. Diese Pläne zerschlugen sich allerdings genauso wie spätere Überlegungen eines möglichen Investors, das Gebäude abzureißen und an dessen Stelle ein zweigeschossiges Wohn- und Geschäftsgebäude zu errichten.
Im Jahr 1992 wollte ein Bielefelder Planungsbüro einen Edeka-Lebensmittelmarkt in dem Gebäude ansiedeln. Auch von diesen Plänen wurde später Abstand genommen, der Kauf platzte. In die Tat umgesetzt wurde im Jahr 1993 aber der Abriss des Anbaus, in dem einst die Güterabfertigung stattfand. Akute Einsturzgefahr machten den Einsatz der Bagger notwendig.
Weil kein Käufer gefunden wurde, ging der Bahnhof zum 1. Januar 1994 in den Besitz des Bundeseisenbahnvermögens über. Dieser Behörde wurden im Zuge der Umstrukturierung der Bahn alle Liegenschaften, die nicht für den Bahnbetrieb notwendig waren, übereignet.

Artikel vom 09.01.2007