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Fußball-Vergleiche
stören Heiner Brand

Bundestrainer geht eigenen Weg

Von Oliver Kreth
Herrsching (WB). Langsam nerven sie nur noch - diese ständigen Vergleiche mit den Fußballern. Zwar bewahrt das »Model mit Schnurrbart« (Heiner Brand) stets die Contenance, aber es brodelt schon manchmal gewaltig im 54-jährigen Gummersbacher.

So wurde der populärste deutsche Handballer in Herrsching erneut und damit mindestens zum 100. Mal gefragt, warum er keinen Psychologen im Team habe. Bundestrainer Brand: »So was macht doch nur Sinn, wenn man wie die Fußballer drei Wochen ins Trainingslager geht. Bei einer Woche mit zwei Testspielen macht das keinen Sinn. Und das sehen die Psychologen auch so.«
Auch Horst Bredemeier, Vizepräsident DHB-Leistungssport und GWD Minden-Manager, versteht Teile der veröffentlichten Kritik nicht. So zum Beispiel die, dass der Roadshow-Ball von den Kickern abgeschaut sei. »Also Handball ist eine Ballsportart, wir konnten ja schlecht mit einer begehbaren Tischtennisplatte durchs Land ziehen.«
In einem anderen Bereich backen die Handballer dagegen kleinere Brötchen. Die Verhandlungen über eine finanzielle Vergütung für die Spieler sind noch nicht abgeschlossen, aber klar ist, dass es »nur« eine Prämie des Internationalen Verbandes gibt, und »dann sind da noch unsere Sponsoren«, sagt Bredemeier. Das wichtigste Ziel bleibt allerdings, dass nach der Weltmeisterschaft eine »schwarze Null« (Bredemeier) auf dem WM-Konto steht. Das scheint derzeit machbar, auch wenn man bei dem »Winterfest« komplett auf öffentliche Mittel verzichtet.
Wesentlicher Bestandteil zur Geldgewinnung ist natürlich der Ticketverkauf. Mehr als 280 000 der knapp 300 000 Karten sind weg. Und dass, obwohl der Bekanntheitsgrad der WM nur bei knapp 50 Prozent liegt.
Also muss weiter geworben werden - für die WM und die Sportart, die zwar »typisch deutsch«, aber in der Trainingslehre fortschrittlicher als die Fußballer ist.
Und so wird Heiner Brand noch häufig die Frage beantworten müssen, warum er nicht wie Jürgen Klinsmann einen Psychologen, einen Fitness-Coach oder Videospezialisten einsetzt. Er wird kurz Luft holen und antworten: »Videos schaue ich mir selber an, und für die Fitness haben wir einen Professor von der renommiertesten Sportuniversität der Welt.«

Artikel vom 13.01.2007