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Medizin im Straßenverkehr
Gefahr durch
»harmlose«
Mixturen


Von Larissa Kölling
Die Zahl der Unfälle durch Aufputschmittel oder Müdemacher steigt. Bereits jeder dritte Verkehrsteilnehmer nimmt regelmäßig Medikamente ein. Und das obwohl Autofahren und Arzneien sich nur selten vertragen. Neben den erwünschten kann es vielfach auch zu sehr unerwünschten Wirkungen kommen. Etwa ein Fünftel aller aktuellen Medikamente könnten zum Beispiel das Reaktionsvermögen beeinträchtigen.
Heuschnupfenmittel machen müde. Starke Schmerzmittel können zu Benommenheit und Stimmungsschwankungen führen. Es kann zu einer Verengung der Pupillen kommen, und dadurch wird vor allem das Sehen in der Dunkelheit erschwert. Auch bei Augenpräparaten ist eine Einschränkung des Sehvermögens möglich. Mittel gegen Hustenreiz haben einen dämpfenden Einfluss. Andere vermindern die Fahrleistung, weil sie Übelkeit auslösen können.
Die optischen, akustischen, motorischen oder psychischen Einschränkungen sind teilweise erheblich, und doch werden sie von den Betroffenen nicht als solche wahrgenommen. 80 Prozent aller Verkehrsteilnehmer, die Medikamente einnehmen, wissen nicht, dass ihre Fahrtüchtigkeit negativ beeinflusst werden kann. Dennoch gilt es, die unterschiedliche Wirkung zu bedenken. »Nicht jeder reagiert gleichermaßen intensiv«, erklärt Dr. Horst-Lothar Müller, Vorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe. »Vergleichbar dem Alkoholgenuss sind die Auswirkungen unterschiedlich, dennoch sollten die Patienten die Warnungen der Experten ernst nehmen.«
Denn die Statistiken sind erschreckend. Jeder vierte Unfall ist direkt oder indirekt auf die Einnahme von Tabletten, Tropfen oder Zäpfchen zurückzuführen. Bei einem selbst verschuldeten Unfall droht der Verlust des Versicherungsschutzes, ein Bußgeld oder sogar der Verlust des Führerscheines.
»Nach einer Beeinträchtigung im Straßenverkehr wird von den Kunden eigentlich sehr selten gefragt«, weiß der Vorsitzende des Apothekerverbandes aus eigener Praxis. Daher ist es besonders wichtig, dass auch die Industrie die Notwendigkeit dafür erkennt, auf den entsprechenden Verpackungen deutlich auf eine solche Problematik hinzuweisen.
Doch bei aller Vorsicht sollte nicht vergessen werden, dass - egal ob bei Heuschnupfen, Epilepsie, Bluthochdruck oder anderen Beschwerden - viele Menschen überhaupt erst mit der Hilfe von Medikamenten in der Lage sind, am Straßenverkehr teilzunehmen.

Artikel vom 12.01.2007