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Verhandlungstraditionnicht überall gleich

Schmiergeld und Vergünstigung unterscheiden


Kritisch sieht dieser Leser die »Treibjagd« auf Wirtschaftsmanager speziell in Deutschland:
Es ist zur Zeit wieder in Mode, Spitzenmanager der deutschen Wirtschaft öffentlich unter Beschuss zu nehmen. Jüngstes Beispiel ist der »Korruptionsskandal« bei Siemens.
Schmiergelder sind zu verurteilen, da sie der persönlichen Bereicherung dienen und beteiligten Dritten Schaden zufügen. Zwischen Schmiergeldern und vertraglichen Vergünstigungen muss jedoch sorgfältig differenziert werden. Denn: Vertragliche Abkommen nutzen allen Vertragspartnern. Allerdings sind Verhandlungstraditionen nicht in allen Ländern gleich und entsprechen nicht immer unseren konkreten Vorstellungen.
Bestimmte Zuwendungen sind im internationalen Handel in einigen Ländern durchaus selbstverständlicher Bestandteil bei der Vergabe von Aufträgen und waren bis vor wenigen Jahren sogar in Deutschland noch steuerlich absetzbar.
Die meisten großen deutschen Unternehmen machen ihre Umsätze international und verbuchen den Großteil ihrer Gewinne im Ausland. Von diesem Exportvorteil profitiert unser Land in hohem Maße. Ohne die verantwortungsvolle Arbeit erfahrener Manager wären diese positiven Ergebnisse nicht möglich.
Eilfertig springen nun Politiker aus der sicheren Deckung in das seichte, eiskalte Wasser populistischer Strömungen und fordern, Managern solle nach ihrer operativen Tätigkeit der Gang in die Aufsichtsräte des eigenen Unternehmens verwehrt werden. Will man wieder einmal mehr das bleierne, fürsorgliche Versorgungsnetz der Bürokratie auch noch der Wirtschaft überstülpen? Wie unbefangen sind eigentlich gewerkschaftliche Betriebsräte in Aufsichtsratsgremien?
Fazit: Wer so unbedacht in die Luft schießt, für den könnte der Schuss auch nach hinten losgehen. Die Parteien sollten in den Reihen der eigenen Jagdgefährten einmal nachforschen, wie unbekümmert oft ein »Treiber« zum »Jäger« gemacht wird, ohne den gültigen Jagdschein nachweisen zu müssen. In diesem Sinne: Waidmannsheil!
WILFRIED BOBE33649 Bielefeld

Artikel vom 18.01.2007