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»Spätschicht« mit Stechuhr
in der 150 Jahre alten Raspi

1857 lief die erste Maschine im »Fabrikschloss« an


Bielefeld (bp). »Am 15. Januar 1857, 5 Minuten vor 1/2 6 Uhr abends, ging die große Maschine der Ravensberger Spinnerei in Bielefeld zum 1ten Mal« - so notierte es Ferdinand Kaselowsky, erster Technischer Direktor der Ravensberger Spinnerei. Auf den Tag genau 150 Jahre später, am Montag, 15. Januar 2007, lädt die Volkshochschule zur »Spätschicht« ein. Zwischen 16.30 und 21 Uhr können sich Besucher an der historischen Stechuhr »einstempeln« und anschließend, so Anne Wellmann, stellvertretende VHS-Leiterin, eine Programmmischung aus Alt und Neu erleben.
Zum Auftakt gibt es »gesunde Bewegung vor der Arbeit« im Forum der Spinnerei, um 17 und um 19.15 Uhr führt Dirk Ukena durch die Spinnerei, um 18.30 Uhr beginnt die VHS-Geschichtswerkstatt mit Bärbel Sunderbrink. Prof. Dr. Helmut Skowronek stellt um 19.15 Uhr den »Spinnereizwilling« in Erdmannsdorf in Schlesien vor, 1844 gebaut und immer noch unter dem Namen »Orzel« betrieben.
Im Medienzentrum gibt es Ausstellung und Vorträge zur Geschichte des Films und des Computers. Der Kammerchor der VHS unter Leitung von Carsten Briest singt von 20.15 Uhr an »Lieder zur Nacht«. Im Historischen Museum können Besucher zwischen 17 und 21 Uhr mehr über die Maschinenspinnerei von Rüdiger Uffmann erfahren. Der Eintritt zur »Spätschicht« ist frei. Die Versammlung der Kaufleute um Hermann Delius, die zur Gründung der Ravensberger Spinnerei führte, fand am 5. November 1854 statt, bereits sieben Monate später war die Grundsteinlegung.
Die Belegschaft der Spinnerei bestand überwiegend aus Frauen, die bei gleicher Arbeitszeit - zwölf Stunden - wesentlich weniger verdienten als die Männer. Sie wurden »Spinnerlöttchen« oder »Bramser« genannt und standen in der Hierarchie der Frauenberufe an unterster Stelle.
Bis 1891 arbeiteten zudem Kinder ab zwölf Jahren in der Fabrik. Mit 20 000 Spindeln war die Spinnerei zeitweise die größte auf dem Kontinent.

Artikel vom 11.01.2007