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Gutes, Schräges und absoluter Kitsch

Achte Weihnachtsgeschenke-Versteigerung für einen guten Zweck


Bielefeld (sas). »Wie ist die Menschheit bisher eigentlich ohne dieses Ding ausgekommen?« fragt Auktionator Christian Presch und preist eine Kombination aus Uhr und Radio, geeignet für die Dusche, an. Einer seiner Zuhörer hält es offenbar auch nicht mehr ohne aus: Er bietet vier Euro und darf die unentbehrliche technische Errungenschaft mit heim nehmen.
Zum achten Mal gab es am Samstag die »Weihnachtsgeschenk-Recycling-Versteigerung« für den guten Zweck, wie immer von Presch durchgezogen, erstmals aber in der Ankleide der GAB an der Werner-Bock-Straße. Längst ist die Veranstaltung mehr als nur eine Schnäppchenjagd: Sie ist Kult. Gut 80 Posten waren es, die der Auktionator aufrief - Geschenke, mit denen Beschenkte nichts anzufangen wussten, sowie Spenden von Einzelhändlern.
»Das ist eine spannende Mischung von Gutem und Schrägem«, urteilte Presch vorab (wobei unter »schräg« zweifellos ein Fußabstreifer in Hasenform lief). Los geht es dann mit dem Buch »Kaffee-Kult«, das für drei Euro einen Liebhaber findet. Der »Ordnungshüter«, der folgt - ein Elch mit Netz für Socken oder leere Coladosen - bringt nur das Mindestgebot von einem Euro. Zügig geht es weiter: Sechs türkische Teegläser, ein Riesen-Teddy zum Spottpreis von fünf Euro, ein Karton mit zwei Flaschen Rotwein (»Cabernet Sauvignon«, liest Presch vor, das Auditorium kommentiert mit langgezogenem, anerkennendem »Oooooh!«) und eine Tiffany-Lampe kommen unter den Hammer.
Spott erntet Presch für ein kitschiges Porzellan-Windlicht; also gibt's eine Draufgabe: einen ebenso kitschigen Luftbefeuchter. Für einen Euro geht beides weg. Dagegen entbrennt eine Bieterschlacht um einen DVD-Player und ein »Frühstücksset«, bestehend aus Toaster, Kaffeemaschine und Wasserkocher (beides eine Spende von Galeria Kaufhof) sowie um zwei 50-Euro-Geschenkgutscheine, die Sinn Leffers gestiftet hat. »Was sie unbedingt brauchen« preist Presch eine Anti-Rutsch-Ente für's Bad an - und weil Jux zur Auktion dazugehört, wird sie auch brav ersteigert.
Zwei Pokerkoffer finden erwartungsgemäß reißenden Absatz - Gleichstellungsbeauftragte Ilse Buddemeier ersteigert einen -, für Neugierde sorgen zwei Päckchen, die Presch nicht öffnet. »No risk, no fun«, lockt er. Eine von denen, die sich locken ließ, war Britta Haßelmann vom Bundesvorstand der Grünen, traditionell bei den Versteigerungen für den guten Zweck dabei. Und sie verriet, was in dem Päckchen war: Öko-Untersetzer (»Das war doch Instinkt, nicht?«) für Kerzen, die mitgeliefert wurden.
Insgesamt 536 Euro kamen zusammen. Geld, das in diesem Jahr an die Handelshilfe geht und damit unbürokratisch Bielefelder Bürgern in Not zugute kommt.

Artikel vom 08.01.2007