06.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Lebensretter wird gefeiert
als »Engel von Harlem«

50-Jähriger rettet Studenten vor einfahrender U-Bahn

New York (dpa/Reuters). New York feiert die Brüder Julio Gonzalez und Pedro Navarez sowie Wesley Autrey als neuen Helden.
Lebensretter Wesley Autrey aus Harlem mit seiner vier Jahre alten Tochter Syshe. Foto: dpa

Zeitlebens war Autrey ein einfacher Bauarbeiter. Doch seit der 50-jährige diese Woche beherzt vor eine U-Bahn sprang, um einem Anderen das Leben zu retten, hat sich sein Leben verändert. Er habe gespürt, dass die Welt auf dem Kopf steht, als ihm sein Chef ein Schinken-Käse-Brötchen spendierte und ihn früh nach Hause schickte, berichtet der Farbige schmunzelnd. Seitdem drückte ihm Donald Trump einen 10 000-Dollar-Scheck in die Hand, lud Disney ihn und seine Familie zum Urlaub und ins Musical ein, gab ihm New Yorks Filmakademie einen Scheck und verlieh der Bürgermeister Autrey die Bronze-Medaille, die höchste Ehre der Stadt für mutige Bürger.
Inzwischen kennt fast jeder Amerikaner das Gesicht des Helden aus Harlem. Autrey ließ seine beiden Töchterchen Shuqui (6) und Syshe (4) auf dem Bahnsteig stehen, um einen Fremden vor dem sicheren Tod zu bewahren. Amerikanische Fernsehsender werden nicht müde, den »Subway-Superman« demonstrieren zu lassen, wie er vor dem einfahrenden Zug in die Tiefe sprang.
Autrey hatte beobachtet, wie ein junger Mann auf dem Plateau von Krämpfen geschüttelt den Halt verlor und zwischen die Gleise fiel. Der Filmstudent Cameron Hollopeter (20) hatte einen epiletischen Anfall erlitten und die Kontrolle verloren. Als sich niemand anders rührte, zögerte Autrey nicht lange, sprang dem jungen Mann hinterher und presste dessen Körper fest auf den Boden im Gleisbett. Die U-Bahn rollte nur wenige Zentimeter über den Köpfen der Beiden hinweg, bevor sie zum Stehen kam. Autrey und Hollopeter blieben bis auf ein paar Schrammen unverletzt.
Am Donnerstag retteten Julio Gonzalez und Pedro Navarez einem kleinen Jungen das Leben. Sie konnten Sturz eines Dreijährigen aus dem dritten Stock eines Wohnhauses abfangen. Der Junge erlitt nur leichte Verletzungen. Die Brüder schilderten, wie das Kind von einer Feuertreppe an der Außenwand des Hauses hing. »Als ich das Baby sah, bin ich einfach losgelaufen«, sagte Gonzalez. Der Junge sei von ihm abgeprallt. Navarez habe ihn dann endgültig gefangen.

Artikel vom 06.01.2007