06.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Minibuchstaben in »Goldmark« ein Rätsel

Dieter Schwarzer (59) erstand Bielefelder Schmied-Münze auf dem Flohmarkt in Hamburg


Von Gerhard Hülsegge
und Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Der »Schmied von Bielefeld« ziert viele Münzen. Wer aber kommt auf die Idee, Bismarck als deutschen Michel mit Schlafmütze abzubilden und in den Schriftzug »Goldmark« in kleinsten Buchstaben einzugravieren: »Germanen, liebet Deutschland mit Andacht, Einheit, Kraft«.
»Was gibt das für einen Sinn? Welcher Zusammenhang besteht da. Steckt dahinter vielleicht sogar eine Geheimsache?« fragt sich Dieter Schwarzer, Münzsammler seit 30 Jahren. Der Bielefelder hat das seltene Stück auf dem Flohmarkt in Hamburg erstanden. Menschen, die sein Hobby teilen, und auch das Historische Museum konnten ihm seine Fragen nicht beantworten.
Die Geschichte der Goldmark ist bekannt: Von August bis November 1923 (der Einführung der Rentenmark) hatte die Stadt Bielefeld anlässlich der Ruhrhilfe eine nahezu wertbeständige »Bielefelder Goldmark« ausgegeben. Die Münze besteht aus einer vergoldeten Messinglegierung und zeigt auf der Vorderseite den Kopf von Otto von Bismarck. Der Spruch nahm die Legende auf: »Michel unbesiegt - aber betrogen«. Auf der Rückseite ist ein Schmied dargestellt, der Carl Severing darstellen soll. Vor ihm kniet der Teufel in Person des französischen Ministerpräsidenten Raymond Poincaré. Aus seinem Kopf spießen Rübenblätter. Zusammen mit dem Spruch »Einig und gleich - ein Volk, ein Reich« wird der Protest gegen die Ruhrbesetzung deutlich.
Schwarzers Münze stammt aus dem Jahre 1922. »Damals konnte jeder prägen wie er wollte«, weiß der Mann, der selbst 20000 Münzen sein Eigen nennt. Die Inflation galoppierte, das Geld war nichts mehr wert.
Zehn Euro hat der Sammler in Hamburg-Blankenese mit viel Verhandlungsgeschick für die Goldmark und fünf weitere alte Münzen bezahlt. Nach dem Cola-Bad erschien auch der »Bielefelder Schmied« (so etwas wie der Vorgänger des Leinewebers) wieder in vollem Glanz. Zum Vorschein kam laut Schwarzer das »Arbeitergold«, die Münze aus Kupfer und Nickel mit Goldüberzug, 32 Millimeter im Durchmesser und 13,3 Gramm schwer.
»Nach Hamburg zu reisen und dort eine Münze mit dem Bielefeld-Wappen zu finden, das passiert wohl nur mir«, kann der Mann aus der Kösliner Straße sein Glück bis heute kaum fassen. Gerne würde er mit Gleichgesinnten über die Herkunft seiner neuesten Errungenschaft fachsimpeln, wenn der (oder die) ihm sagen könnte, woher sie stammt. Menschen, die in dieser Sache weiterhelfen können dürfen sich an das WESTFALEN-BLATT wenden. Ihre Heimatzeitung stellt den Kontakt gerne her.

Artikel vom 06.01.2007