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Chauffeur verweigert
im Prozess die Aussage

Frau aus Bielefeld im Borgholzhausener Forst vergewaltigt

Von Gerhard Hülsegge
Bielefeld/Borgholzhausen (WB). Der mutmaßliche Fahrer des Wagens, aus dem heraus im Sommer 2006 eine 38-jährige Frau aus Bielefeld verschleppt und im Borgholzhausener Forst vergewaltigt wurde, schweigt. Der Prozess vor dem Bielefelder Landgericht wurde gestern nach nur kurzem Auftakt vertagt.

Dimitrij S. (32) wird gemeinschaftliche Freiheitsberaubung, Beihilfe zur Körperverletzung, Vergewaltigung, das Fahren ohne Führerschein, Körperverletzung und Nötigung vorgeworfen. Weil die Polizei das Opfer nochmals nachvernommen hatte, verweigerte der Angeklagte die Aussage. Er will zunächst mit seinem Verteidiger Andreas Steffen den Inhalt der neuen Akten studieren.
Das aus Oberhausen stammende Opfer ohne festen Wohnsitz hatte (wie berichtet) am 6. Juli vergangenen Jahres gegen 22 Uhr an der Bushaltestelle Apfelstraße/Ecke Sudbrackstraße in Bielefeld gestanden, als sich ihr ein rot-metallic-farbener VW-Passat näherte. Zwei der drei männlichen Insassen stiegen aus und zerrten sie auf die Rückbank des Autos. Dann fuhren die Entführer mit der Frau in Richtung Borgholzhausen davon. Unterwegs entkleideten sie die Frau bereits bis auf die Strümpfe.
In der Nähe des Luisenturms bogen die Täter in ein dichtes Waldgebiet ab. »Dort vergewaltigten die Männer ihr Opfer mehrere Stunden lang und misshandelten die Frau schwer«, heißt es im Polizeiprotokoll Guiskard Eisenberg, Sprecher des Landgerichts: »Dazu haben sie die Frau auf die Kühlerhaube gelegt.« Die zwei Vergewaltiger verließen noch in der Nacht auf den 7. Juli den Tatort zu Fuß. Von ihnen (35 bis 40 Jahre alt, korpulent und mit Jeans bekleidet) fehlt bis heute jede Spur. Alle drei sollen Russisch gesprochen haben.
Karen R. (Name geändert) blieb mit Dimitrij S. im Wagen zurück. Ein erster Versuch, dem offensichtlich übermüdeten Chauffeur zu entkommen, scheiterte. Zunächst holte S. sie wieder ein und zog sie an den Haaren zurück in den Pkw. Erst als er auf der Rückbank des Fahrzeugs eingeschlafen war, konnte sie in den frühen Morgenstunden des 7. Juli fliehen und, nachdem sie einige Zeit lang im Wald umhergeirrt war, splitternackt in einem Wohnhaus um Hilfe bitten und die Polizei rufen. Ihre Verletzungen wurden anschließend in einem Bielefelder Krankenhaus behandelt.
Dimitrij S., - ehemals in Borgholzhausen wohnhaft, zur Tatzeit aber obdachlos - wurde wenig später von der Polizei in dem zuvor in Borgholzhausen gestohlenen Passat aufgefunden und festgenommen. Er sitzt zurzeit in Untersuchungshaft. Seine Komplizen sind weiter unbekannt. Zu ihrer Identität schwieg sich der bislang einzig ermittelte Täter auch gestern vor der 9. Großen Strafkammer des Landgerichts aus. Der Prozess wird Freitag, 19. Januar, 9 Uhr, im Saal 18 fortgesetzt.

Artikel vom 06.01.2007