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Druck auf den
Gaspreis steigt

Ministerin kündigt Prüfung an

Düsseldorf/Bonn (dpa). Die Gaskunden können in diesem Jahr auf günstigere Preise hoffen, denn der Gasmarkt kommt in Bewegung. Die freie Wahl des Gasanbieters werde noch in diesem Jahr in ganz Deutschland möglich sein, sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth. Das werde die Preise weiter unter Druck setzen.
Einige Anbieter haben ihre Preise schon zum Jahreswechsel gesenkt. Nach einem »Focus«-Bericht hat etwa die Niederrheinische Versorgung und Verkehr AG in Mönchengladbach ihre Tarife um 3,9 Prozent reduziert.
Die Landeskartellbehörde im nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium will die unterschiedlichen Gaspreise sorgfältig prüfen. »Sobald wir Anhaltspunkte für eine missbräuchliche Preisgestaltung haben, werden wir unverzüglich entsprechende Verfahren einleiten«, kündigte Ministerin Christa Thoben (CDU) gestern in Düsseldorf an.
Bisher können Privatkunden nur in Berlin, Hamburg und einigen kleinen Regionen ihren Gaslieferanten wechseln. Der Wettbewerb werde aber bald zunehmen. »Die Branche hat begriffen, dass sie sonst große Imageschäden riskiert«, sagte der Leiter des Energiebereichs des Informationsdienstes Verivox, Peter Reese. Viele Unternehmen würden »daher 2007 Tarife für Privat- und Gewerbekunden auch außerhalb ihres eigenen Netzes anbieten«, sagte Reese.
»Wir sollten im Jahr 2007 deutlich über die ersten alternativen Gasangebote für Privatkunden hinauskommen und flächendeckenden Wettbewerb im deutschen Gasmarkt schaffen«, sagte Kurth. »Dann werden sich nicht kostenbasierte Unterschiede bei den Gaspreisen angleichen.« Allerdings werde ein Anbieter mit regional bedingt hohen Kosten trotzdem keinen deutlich niedrigeren Preis anbieten können.
Kurth hält den vom Bundeskartellamt ausgelösten Streit über die Höhe der Gaspreise in Deutschland allerdings für überzogen. Seine Behörde sei bereits dabei, »die Voraussetzungen für eine diskriminierungsfreie Nutzung der Gasnetze zu schaffen«.
Das Bundeskartellamt hatte in der vergangenen Woche einen bundesweiten Gaspreisvergleich im Internet veröffentlicht, in dem zum Stichtag Mitte November drastische Preisdifferenzen von bis zu 60 Prozent festgestellt wurden. Die Veröffentlichung hatte zu scharfen Protesten von Verbraucherschützern und Politikern an der Preispolitik der Energieversorger geführt.
Der Bund der Energieverbraucher ermutigte die Verbraucher, ihre Gasrechnungen nicht länger komplett zu bezahlen. Die riesigen Preisdifferenzen bewiesen, dass die Energieanbieter den fehlenden Wettbewerb zu überhöhten Preissteigerungen missbraucht hätten.
Wie berichtet haben nach Angaben des Bundes der Energieverbraucher etwa 500 000 Kunden bei ihren Strom- und Gasrechnungen bereits Abschläge vorgenommen. Solange der Versorger seine Preiskalkulation nicht offen lege, habe er keine Chance, den gekürzten Betrag vor Gericht einzuklagen.

Artikel vom 08.01.2007