13.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Lupe am Supermarktregal
Der Handel entdeckt die über 50-Jährigen als Kunden und stellt sich darauf ein
Handys mit Notruftaste, Computer mit übergroßer Tastatur und Lupen am Supermarktregal - angesichts des demografischen Wandels stellen sich Industrie und Handel immer mehr auf die kaufkräftige Generation der »Neuen Alten« ein.
Handelsketten entwerfen innovative Supermarktkonzepte, Auto- und Computerhersteller entwickeln seniorengerechte Modelle und auch Versicherungen und Banken stimmen ihre Produkte zunehmend auf die »Happy Enders« ab.
Diese werden immer zahlreicher und waren noch nie so kaufkräftig und agil. Die Kaufkraft der Generation 50plus liegt derzeit bei durchschnittlich 21 000 Euro pro Kopf und Jahr, gut 2000 Euro mehr als bei den bis zu 49-Jährigen. Schon heute ist beinahe jeder vierte Bundesbürger über 60 Jahre alt. 2030 wird ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung fast ein Drittel betragen.
Mit einem »Supermarkt der Generationen« stellt sich die Edeka-Gruppe auf die neue Zielgruppe ein. Die erste seniorengerechte Filiale eröffnete vor gut zwei Jahren in Chemnitz. Mittlerweile gibt es bereits zehn solcher Läden in Bayern, Sachsen und Thüringen. Die Märkte haben überbreite Gänge, rutschfeste Böden und Lupen an den Regalen sowie überall Knöpfe, mit denen Servicepersonal zur Hilfe gerufen werden kann.
Auch der Handelsriese Metro testet auf die ältere Generation abgestimmte Konzepte bei Kaufhof und in seinem »Future store« in Rheinberg bei Duisburg. Außerdem setzt der Konzern so genannte »age explorer« ein, mit denen man sich in die Wahrnehmungswelt älterer Menschen hineinversetzt. Problem sei aber, dass die älteren Verbraucher oft nicht auf ihr Alter angesprochen werden wollen, sagt ein Sprecher.
Der Hamburger Versandkonzern Otto bietet ein »Best-Ager«-Sortiment in seinem Hauptkatalog sowie einen Spezialkatalog mit Accessoires, Mode und Einrichtung. Auch KarstadtQuelle hat Anbieter, die vor allem die Generation 50plus im Visier haben. Außerdem nutzen immer mehr ältere Kunden das Online-Angebot des Konzerns zum Einkaufen.
Das erste deutsche Seniorenkaufhaus gibt es in Großräschen in der Lausitz. In den Räumen eines früheren Baumarktes wird seit März vergangenen Jahres nicht nur ein spezielles Sortiment angeboten - von Mode bis hin zu Spezialschuhen oder Inkontinenz-Artikeln. Auch breitere Gänge und Umkleidekabinen sowie viele Sitzmöglichkeiten zum Ausruhen sollen der älteren Generation das Einkaufen erleichtern. Die Kunden kommen mit Reisebussen aus ganz Deutschland. Maren Martell

Artikel vom 13.01.2007