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Angerer erfüllt sich den Traum

Tour de Ski: Göring wird Sechster - Sachenbacher-Stehle beste DSV-Frau

Val di Fiemme (dpa). Die Deutschland-Fahne auf der Schulter, ein triumphierendes Lachen im Gesicht - so stapfte Tobias Angerer die letzten 70 Meter des 3,5 km langen Anstiegs zum Alpe Cermis hinauf und feierte anschließend völlig erschöpft den größten Einzelerfolg seiner Laufbahn.
Mit dem Sieg bei der Tour de Ski erfüllte sich der Vachendorfer einen großen Traum, darf sich nun als komplettester Skilangläufer der Welt bezeichnen. Noch im Zielbereich entkorkten die Teammitglieder Sektflaschen, umarmten den Gesamtweltcup-Gewinner der vergangenen Saison, dem die achtzehntbeste Zeit auf der Schlussetappe in Val di Fiemme zum Gesamtsieg reichte. Bei den Frauen sicherte sich Weltcup-Spitzenreiterin Virpi Kuitunen den Erfolg. Evi Sachenbacher Stehle (Reit im Winkl) wurde Achte, Viola Bauer Zehnte.
»Es ist einfach überwältigend, wenn du mit der Fahne und dem Applaus der Leute ins Ziel läufst. Ich bin den Berg gelassen angegangen, habe versucht, meinen Rhythmus durchzuziehen. Dabei habe ich mir in den steilen Stücken immer wieder schöne Dinge vorgestellt, um nicht in meinen Körper zu hören«, beschrieb Angerer die entscheidenden Minuten vor dem Erfolg. Immerhin mussten bei dem »Höllenritt« auf den 1278 m hohen Alpe Cermis 423 Höhenmeter überwunden und eine durchschnittliche Steigung von 12 bis 14 Prozent bewältigt werden. Selbst das Herankommen seines Kontrahenten Simen Östensen (Norwegen) störte ihn nicht.
Angerer widmete seinen Tour-Erfolg dem gesamten Team und vor allem dem krankheitsbedingt ausgeschiedenen Axel Teichmann. Der Bad Lobensteiner hatte auf der zweiten Etappe in Oberstdorf Angerer nach dessen Sturz uneigennützig und mit Unterstützung von Jens Filbrich wieder an die Spitzengruppe herangeführt und ihm so die Chance auf den Gesamtsieg gewahrt. Aber auch die Techniker und die medizinische Abteilung haben ihren Anteil am größten Einzelerfolg Angerers. »Sie haben einen Klassejob gemacht«, lobte er das Team und will es anteilmäßig an seinem Preisgeld in Höhe von 73 146 Euro beteiligen. Nebenbei heimste er für den Gesamtsieg bei der Tour über sechs Etappen in acht Tagen auch noch 400 Weltcup-Punkte ein und kann nun seinen Vorjahressieg verteidigen.
Für Bundestrainer Jochen Behle stand der Erfolg Angerers nicht lange in Frage. »Er ist die Nummer eins, und das nun schon im zweiten Jahr«, lautete die kurze Erklärung des Coaches, warum sein Schützling so souverän triumphierte. »Aber auch wir als gesamte Mannschaft sind stolz, dass wir solche Athleten haben und sie begleiten dürfen. Tobi auf eins, Franz Göring auf sechs und Jens Filbrich auf neun ist ein ganz starkes Ergebnis und Lohn für harte Arbeit«, betonte Behle.
Evi Sachenbacher war nur glücklich, angekommen zu sein. »War das ätzend. Die Anstrengung ist nicht zu beschreiben. Es ist zu steil, um Langlauftechniken ordentlich anwenden zu können«, meinte die Bayerin. »Ich hatte mir vorgenommen, mit Walentina Schewtschenko mitzugehen, aber das habe ich nicht geschafft.«
Bei den Frauen hatte Kuitunen die Grundlagen für den Gesamtsieg am Samstag gelegt, als sie den 15-km-Klassiklauf überlegen vom Start weg dominierte. Mit dem Tour-Sieg steht die Finnin, die für ihren Erfolg in der Gesamt- und Sprintwertung das Rekordpreisgeld von 83 500 Euro einheimste, auch vor dem Gesamt-Weltcup.

Artikel vom 08.01.2007