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Bei VfB Fichte gehen am
Saisonende die Lichter aus

Fußballobmann Rainer Goldmann tritt auch als Hauptsponsor zurück

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Die Spatzen pfiffen es bereits seit Wochen von den Dächern. Am gestrigen Freitag ließ Rainer Goldmann die Katze aus dem Sack. Der 40-jährige Fußballobmann des Verbandsligisten VfB Fichte legt zum 30. Juni 2007 sein Amt nieder und steht auch nicht mehr als Hauptsponsor zur Verfügung. Im Klartext: Bei den »Hüpkern« gehen offensichtlich am Saisonende die Lichter aus.

Eine sechsstellige Summe (ca. 150 000 Euro) investierte Goldmann zuletzt pro Saison in die Fußballabteilung und musste dennoch feststellen, dass das Interesse an den Kickern des VfB Fichte immer geringer wurde. Sahen noch in der vergangenen Saison rund 150 Zuschauer im Schnitt die Oberligaspiele der »Hüpker«, verlieren sich jetzt nach dem Abstieg knapp 100 Anhänger des Vereins auf der Rußheide. Rainer Goldmann kommt zu der Erkenntnis: »Für hochkarätigen Amateur-Fußball ist in Bielefeld kein Platz. Der DSC Arminia überstrahlt alles. Diese Entwicklung mussten vor uns schon die Handballer zur Kenntnis nehmen. Den aufstrebenden Basket- und Volleyballern wird es nicht besser ergehen.«
Der Etat für die laufende Saison ist beim Bielefelder Verschmelzungsklub noch gesichert. Der Noch-Funktionär Goldmann hofft, dass die Fußballer die Verbandsligasaison ordentlich zu Ende spielen und keine Wettbewerbsverzerrung entsteht. »Die Jungs sind Arbeitnehmer und haben schließlich noch bis zum 30. Juni Verträge.« Was danach passiert? Diese Frage kann der Mitgesellschafter der Handelsgruppe Goldmann (Lacke, Farben, Chemikalien) nicht sagen.
Neue EU-Richtlinien, die am 18. Dezember 2006 in Brüssel beschlossen und ab 1. Juni 2007 in Kraft treten werden, hätten ihn zum finanziellen Rückzug als Sponsor veranlasst, verweist Goldmann auf seine 60 Mitarbeiter in der Firma, die zwar finanziell gesund sei, deren Bestand er aber langfristig nicht gefährden wolle. »Die neue Registratur von Substanzen ist mit Kosten zwischen 100 000 und 400 000 Euro verbunden. Vorausschauend kann Sport-Sponsoring nicht auf Kosten unserer Mitarbeiter gehen.«
Bernd Behrends, der Vorsitzende des Gesamtvereins VfB Fichte, zeigt sich über die Entwicklung geschockt. Er werde zunächst mal seine Vorstandskollegen zusammentrommeln und mit ihnen beraten, wie es weiter geht«, sagt der Vereinschef, der sich selbst als Fußball-Laie bezeichnet.
In kleiner Runde hatte ihn Rainer Goldmann am Donnerstagabend über sein Vorhaben informiert. Ob VfB Fichte in der kommenden Saison freiwillig in die Landesliga absteigt, ist zwar angedacht, aber eher unwahrscheinlich, weil der anvisierte Etat von 80 000 Euro nicht garantiert werden konnte. Goldmann verspricht zwar, bei der Suche nach Sponsoren zukünftig mithelfen zu wollen, eine Garantie wird er aber nicht mehr übernehmen.
Sein im September 2004 verstorbener Vater Walter Goldmann war seit den 50er Jahren Vorsitzender, Sponsor und der Motor des ehemaligen Traditionsvereins VfB 03. Ihm war die Fußballabteilung auch im Verschmelzungsklub VfB Fichte eine Herzensangelegenheit. »Über meinen Vater bin ich in den Verein und letztlich auch in die Funktion des Abteilungsleiters geboren worden«, stellt Goldmann jun. fest. Und dennoch macht er jetzt aus seinem Herzen keine Mördergrube. »Ich bin erleichtert, dass ich nun meine Entscheidung bekanntgegeben habe.«
Sollte VfB Fichte tatsächlich in der kommenden Saison nicht einmal mehr in der Landesliga als freiwilliger Verbandsligaabsteiger weiterspielen können, müsste der Verein wohl oder übel in der Kreisliga C einen Neuanfang starten. Das befürchtet zumindest Goldmanns Stellvertreter Dirk Starke. »Neben einer soliden finanziellen Grundlage fehlen uns auch Mitarbeiter für ein besseres Fundament.« Leidtragende wäre übrigens auch die Jugendabteilung des VfB Fichte, die immerhin u.a. drei überkreislich spielende Mannschaften aufweist. In einem generellen Neuanfang sieht Starke allerdings auch eine Chance. Der Vize-Abteilungsleiter erinnert an Beckum und Rheda: »Diese beiden Vereine standen auch vor dem finanziellen Kollaps und haben sich mittlerweile wieder in den Kreisligen berappelt.« Spielertrainer Yorck Bergenthal verspricht: »Wir werden bis zum Schluss das Maximale herausholen.«

Artikel vom 06.01.2007