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Stressiger Lerneffekt

WHV-Pokal: TuS 97 - Kapellen 38:37 (32:32) n. V.

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). »Das war genau das richtige Spiel zum richtigen Zeitpunkt,« pustete der Sportliche Leiter Frank Brennecke nach 70 weniger hochklassigen, dafür umso stressreicheren Minuten durch: In der ersten Pflichtaufgabe des Jahres 2007 musste Handball-Oberligist TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck gegen die Niederrhein-Klassenkollegen vom TV Kapellen in die zehnminütige Verlängerung, um sich mit einem glücklichen 38:37 für die 2. Runde im WHV-Pokal zu qualifizieren.

Nach der regulären Spielzeit leuchtete ein 32:32 (17:16) von der Anzeigetafel. Dass es nochmal so eng wurde, hatten die »Jürmker« sich mit Nachlassigkeiten vorne wie hinten selbst zuzuschreiben. Der Trainingsrückstand war unübersehbar. Im Angriff fehlte die ordnende Hand eines Ralf Bruelheide (Urlaub). Weder der grippegeschwächte Sven-Eric Husemann, noch Nils oder Tim Grothaus vermochten es, für kreative Konstanz zu sorgen. Es mangelte an Abstimmung und Klasse. Mehrfach zeigten die Unparteiischen aus Stemmer/Friedewalde Zeitspiel an, was den Gastgeber notgedrungen zu überhasteten Abschlüssen verleitete.
Dass der Deckungsverband in 70 Minuten lediglich eine Zeitstrafe kassierte (Lewerenz), spricht Bände. »Wir hatten uns hinten mehr vorgenommen,« sah Trainer Frank Spannuth einen »Rückfall in alte Situationen. Wir haben zu viel Spiel zugelassen.« Für die Freiräume bedankten sich vor allem Kapellens Christian Lange (11), Martin Dudler (5) und Deniz Aksen (5).
Nach dem 21:20 (37.) bauten Tim Grothaus, Alex Vollmer und Nils Grothaus den Vorsprung binnen drei Minuten zunächst auf 24:20 aus, um acht Minuten später die Quittung für eine Häufung individueller Fehler serviert zu bekommen - erst 28:28 (52.), dann gar 28:29 (54).
Fortan ging es Tor um Tor. Lewerenz und Nils Grothaus rissen die Führung wieder an sich (30:29, 57.). Nach dem 30:31 (58.) entwic-kelte sich eine turbulente Schlussminute. 28 Sekunden vor der Sirene glückte Nils Grothaus das 31:31. Als Gambino elf Sekunden vor dem Abpfiff das 32:31 für Kapellen markierte, schien das Pokal-Aus für die 97-er besiegelt. Doch Matthias Lewerenz schaffte es, zwei Sekunden vor Ultimo zum fünften Mal einzunetzen.
Nach dem 36:37 sorgte Nils Grothaus mit seinen Treffern dreizehn und vierzehn für das TuS 97-Happyend. Nochmal davongekommen, doch Frank Brennecke unkte schon vor dem Anpfiff: »Wir sind zu Hause nicht mehr unverwundbar.« Gleichwohl resümierte Pädagoge Frank Spannuth zufrieden: »Unsere jungen Leute haben auf dem Niveau viel Erfahrung sammeln können. Da war es wichtig, dass wir die Cleverness hatten, solch ein Spiel mit einem Tor nach Hause zu bringen. So war der Lerneffekt größer.« Das galt in besonderem Maße für Torhüter Marcus Tiemann, der Höhen und Tiefen zeigte, aber in dieser Drucksituation auf sich allein gestellt war. Thorsten »Moppel« Lehmeier sollte wegen Schulterproblemen geschont werden.
In der zweiten WHV-Pokalrunde führt die Reise des TuS 97 an den Niederrhein: Oberligist TV Jahn Hiesfeld (35:25 bei Ibbenbüren II) heißt der Gastgeber. In der dritten Runde winkt dem Sieger dieser Partie ein Freilos und mithin der Einzug in den DHB-Pokal.
TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck: Tiemann - N. Grothaus (14/2), Lewerenz (5), A. Vollmer (3), T. Grothaus (2), Boekstiegel (1), Schlüter (3), M. Volmer (3), Duderstadt, Vogelsang (6), Husemann (1), Niehaus.
Der Spielfilm: 2:0 (2.), 4:2 (7.), 5:7 (12.), 8:9 (16.), 13:11 (21.), 16:14 (27.), 17:16 (30.), 21:19 (36.), 25:21 (42.), 27:24 (46.), 28:28 (52.), 30:29 (57.), 30:31 (58.), 32:32 (60.).
Verlängerung: 34:34 (64.), 35:36 (65.), 37:37 (68.), 38:37 (69.).

Artikel vom 08.01.2007