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Nach Eigenblut-Therapie geheilt

Sechsjährige besiegt Leukämie - Mediziner warnen vor zu großer Hoffnung

Hannover/Burlington (dpa). Nach Berichten über die Behandlung eines leukämiekranken Kindes mit seinem eigenen Nabelschnurblut warnen Ärzte vor überzogenen Hoffnungen auf diese Therapie.

Das heute sechsjährige, leukämiefreie Mädchen hatte vor zwei Jahren nach der Chemotherapie Stammzellen aus eigenem Nabelschnurblut bekommen. Der Fall zeige, dass die Infusion von Stammzellen aus eigenem Nabelschnurblut bei Leukämie eine Erfolg versprechende Therapiemöglichkeit sein könne, sagte der Gründer der privaten Leipziger Nabelschnurblutbank Vita 34, Eberhard Lampeter, deren US-Tochterunternehmen das Nabelschnurblut verwahrt hatte.
Die Geschäftsführerin der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (Kinderkrebskunde), Prof. Ursula Creutzig, wies allerdings darauf hin, dass der Beitrag der Stammzelltransplantation bei der Heilung nicht eindeutig bestimmbar sei. Das Kind hätte sich nach der zweiten Chemotherapie möglicherweise auch ohne diese zusätzliche Transplantation erholt. Grundsätzlich sei aber die Transplantation von eigenem Nabelschnurblut eine abwägenswerte Option.
Der Oberarzt Volker Weisbach von der Nabelschnurblutbank an der Universität Erlangen betonte dagegen, eigenes Nabelschnurblut von Leukämie-Patienten berge das Risiko, den Blutkrebs erneut auszulösen, weil es bereits Leukämiezellen enthalten könne.
Ein US-Ärzteteam hatte über die nach seinen Angaben weltweit erste Behandlung eines leukämiekranken Kindes mit dem eigenen Nabelschnurblut berichtet. Das betroffene Mädchen hatte demnach mit drei Jahren eine so genannte akute lymphoblastische Leukämie (ALL) bekommen, eine der häufigsten bösartigen Erkrankungen bei Kindern. Zehn Monate nach einer ersten Chemotherapie bekam das Mädchen einen Rückfall. Zwar war das Knochenmark krebsfrei, im zentralen Nervensystem fanden die Ärzte jedoch Krebszellen.
Ein solcher seltener, isolierter Rückfall im zentralen Nervensystem lässt sich nach Medizinerangaben oft mit einer maßgeschneiderten Chemotherapie heilen, die auch das Mädchen bekam. Zusätzlich entschieden sich die US-Ärzte wegen des frühen Zeitpunkts des Rückfalls für eine Stammzelltransplantation. Aus der Familie des Mädchens kam kein Stammzellspender in Frage. Bei der Geburt des Mädchens war aber sein Nabelschnurblut eingelagert worden. Bis heute ist das Mädchen nach Angaben der Ärzte gesund.

Artikel vom 06.01.2007