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Hammerschläge haben
Hamburg getroffen

Trainer Thomas Doll: Bewährung bis Bielefeld

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Hamburg (WB). Es gab wohl am letzten Spieltag der Hinrunde nicht einen in der Bundesliga, der mit Sportskamerad Bastian Reinhardt hätte tauschen mögen. Der Abwehrchef des Hamburger SV hatte gegen Alemannia Aachen in letzter Minute getroffen, sicher aber leider in der Richtung geirrt.

So verpasste seine Mannschaft die Wende auch am Tivoli und musste trotz eines 3:1-Vorsprungs mit einem 3:3 nach Hause fahren. Der ehemalige Bielefelder war untröstlich. Sein Einzelschicksal fügte sich aber nur nahtlos in jenes der Mannschaft. Der Pechvogel fasste die erste Saisonhälfte des HSV so zusammen: »Spielen wir schlecht, verlieren wir. Spielen wir gut, gewinnen wir nicht.«
Die Hanseaten haben schon so harte Schläge mit dem Hammer bekommen, dass sie eigentlich gegen jeden denkbaren Schmerz immun sein müssten, doch löste der selbst verursachte Ausgleich in Aachen das bisher kräftigste Wehklagen aus: Kann das denn alles überhaupt noch wahr sein? Trainer Thomas Doll und seine Männer blicken auf eine Bilanz des Grauens zurück, die nicht mal in Albträumen auftaucht: raus im Pokal, fünf Flops in der Champions League und nur ein Erfolg in 17 Liga-Spielen. Garniert und begünstigt wurde das Ganze mit Disziplinlosigkeiten und Verletzungen. Und zwar in Hülle und Fülle.
Irgendwann drehte sich die Diskussion dann auch um Doll. Rücktritt? Auf keinen Fall. Rauswurf: niemals. Oder besser doch? Fest steht, dass sich der Beistand für den Trainer fast schon in die Entscheidung zum Abschuss gewandelt hatte. »Dolli« behielt seinen Job auch mangels Alternative. Vorher gab es einen tagelangen Eiertanz. Mit folgender Erkenntnis: Der 40-Jährige arbeitet nur auf Bewährung weiter, die zunächst bis Bielefeld reicht. Verpatzen die Hamburger den Rückrundenstart am 27. Januar beim DSC Arminia, ist der Teufel los. Auf alle Fälle muss Doll gleich in der englischen Woche, zu der noch die Spiele gegen Cottbus und in Berlin gehören, einige Punkte einsacken.
Tonart und Gangart will er beim Neuanfang verschärfen. So drehten die Hamburger schon wieder ihre Runden, als andere noch den Weihnachtsspeck pflegten. »Harte Arbeit, zurück zu den Wurzeln«, kündigte Doll für das Trainingscamp in Dubai ein, zu dem heute auch der neue Torhüter erwartet wird. Bevor er in Schalke Rost ansetzt, wechselte der Schlussmann lieber den Klub. Frank Rost ist davon überzeugt, dies nicht zu bereuen.
Dafür spricht, dass das lange dezimierte Aufgebot bald den alten Personalstand erreicht. Der Kapitän bleibt allerdings noch für zwei Einsätze von Bord. Keine Freifahrt für van der Vaart - auch seine Sperre blockierte den HSV.
Nächste Folge: Borussia Mönchengladbach muss zittern.

Artikel vom 06.01.2007