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Das Angebot war zu verlockend

Plötzlich distanziert sich Helge Schneider vom Film »Mein Führer«

Von Klaus Peters
Essen (dpa). Helge Schneider hasst es, Erwartungen zu erfüllen: Dann mache er genau das Gegenteil oder gar nichts.
Helge Schneider als Adolf Hitler.Foto: dpa

Genau so verfährt der 51-Jährige nun auch im Vorfeld der Uraufführung der Hitler-Satire »Mein Führer« am Dienstag in Essen, in der er die Hauptrolle spielt. Zwei Tage später startet der Film bundesweit mit 250 Kopien, darunter auch in großen Kinos. Während Kulturschaffende hitzig darüber diskutieren, ob man über Hitler lachen und ihn damit möglicherweise verharmlosen darf, schwimmt Schneider wieder gegen den Strom. Er hätte sich in dem Film »mehr Adolf Hitler gewünscht«, erzählt er einer Journalistin beim Interview zur Jahreswende an seinem Stammplatz an der Bar eines Hotels. Durch einen neuen Schnitt liege der Fokus nun »mit aller Gewalt auf der jüdischen Geschichte«. Es gehe nur noch darum, wie Hitler gesehen werden solle: nämlich als Schwächling. »Das ist mir zu profan« polterte Schneider. »Jetzt gefällt mir der Film nicht mehr, weil er nichts mehr aufreißt.«
Ein Paukenschlag, mit denen der Entertainer Schneider womöglich nur die lästigen Fragen beenden wollte, die sich seit Wochen nur noch um seine Schauspiel-Rolle als Adolf Hitler drehten. Selbst bei der Vorstellung seines neuen Bühnenprogramms »I brake together« hörten die ihm immer lästiger werdenden Fragen nicht auf. »Jetzt soll ich für den Film als einziger Reklame laufen, hab' ich das Gefühl«, beschwerte sich Schneider. Da macht er doch lieber das Gegenteil: »Und außerdem will ich von dem Hitler-Quatsch nix mehr hören. Ich bin froh wieder zu Hause zu sein, auf der Bühne.«
Dabei hätte er nur vor der Zusage an Regisseur Dani Levy, die Rolle des Hitler zu übernehmen, auf sich selbst hören müssen. »Musik ja, Buch ja - Theater nein, Film nein«, hatte das Multitalent zu seinem 50. Geburtstag gelobt. Doch dann war das Angebot Levys zu verlockend. »Die Rolle ist mir nun mal auf den Leib geschrieben. Kann ich auch nix für«, lautet seine lapidare Erklärung.

Artikel vom 05.01.2007