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Haus mit trauriger Geschichte

Walther-Rathenau-Straße 60 wird nach Brand zwangsversteigert

Bielefeld (hz). Eine Bielefelder Immobilie, die bundesweit für traurige Schlagzeilen gesorgt hat, wird am 1. Februar im Saal 4063 des Amtsgerichtes auf Betreiben der Deutschen Bank zwangsversteigert. Die Rede ist vom Haus Walther-Rathenau-Straße 60, in dem beim verheerenden Feuer in der Nacht zum 14. Januar 1998 ein sechsjähriger Junge getötet und 23 Menschen verletzt worden waren.

Beim nächtlichen Löscheinsatz vor fast neun Jahren boten sich den Helfern fürchterliche Bilder. Einige Bewohner des 1904 errichteten Vier-Parteien-Hauses, in dem ausschließlich Bielefelder ausländischer Herkunft gelebt hatten, waren auf der Flucht vor den Flammen aus den Fenstern gesprungen, andere hatten sich aufs Dach gerettet.
Hilflos hatten entsetzte Augenzeugen mit ansehen müssen, wie eine damals hochschwangere Türkin ihre zwei Kinder aus einem Fenster unter dem Dach auf die Straße warf und sich dann selbst in die Tiefe stürzte. Tragische Folgen des Feuers: Die Hochschwangere verlor damals ihr ungeborenes Baby, und ihr sechsjähriger Sohn kam in der Flammenhölle um.
Für dieses tödliche Feuer schließlich wurde ein Bielefelder zur Rechenschaft gezogen - Daniel B. aus Heepen. Der ehemalige Rettungssanitäter gilt als mutmaßlich größter Brandstifter der örtlichen Nachkriegsgeschichte und wurde Ende des Jahres 2001 für die Tat an der Walther-Rathenau-Straße und andere Brandstiftungen vom hiesigen Landgericht verurteilt (siehe untenstehenden Bericht).
Das Vier-Parteien-Haus Walther-Rathenau-Straße 60 mit einem Verkehrswert von 225 000 Euro soll nun am 1. Februar, 10.15 Uhr, im Amtsgericht auf Betreiben des Hauptgläubigers, der Deutschen Bank Essen, zwangsversteigert werden. Als Eigentümer ist im Immobiliengutachten des Bielefelder Sachverständigen Hans Reck nach wie vor der türkischstämmige Besitzer Hüseyin D. aus dem Brandjahr 1998 eingetragen. Drei Wohnungen im Gebäude sind an Familien vermietet.
Nach dem verheerendem Feuer vor fast neun Jahren gab es im Haus eine Teilsanierung. Wie weiter aus dem Gutachten hervorgeht, erfolgte vor etwa sechs Jahren ein Dachgeschossausbau. In dem voll unterkellerten, viergeschossigen Vier-Familien-Haus in Ziegelsteinbauweise befinden sich drei Vier-Zimmer-Wohnungen und eine Drei-Zimmer-Wohnung, die zwischen 82 und 89 Quadratmetern groß sind. Außerdem steht auf dem 256 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Ostwestfalen-Damm und Wiesenbad eine Gartenlaube.
Laut Gutachter sind nach dem Brand das Treppenhaus und das Dach erneuert worden. Das Gebäude ist mit Isolierfenstern aus den Jahren 1992 beziehungsweise 2000 ausgestattet, pro Wohnung gibt es eine Gastherme. Jedoch wird in dem Gutachten auf einen erheblichen Reparaturstau hingewiesen. So soll es Feuchtigkeitsschäden an Keller- und Außenwänden geben. Teilweise wurden Türen nicht fertiggestellt, im Treppenhaus fehlen Fußleisten und Anstrich.

Artikel vom 05.01.2007