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Rocchigiani tritt seine Haft an

Ex-Boxweltmeister hofft auf schnelle Verlegung nach Moers-Kapellen

Von Oliver Kreth
Bielefeld (WB). Um 14.18 Uhr fuhr der schwarze Audi A4 Kombi mit Duisburger Kennzeichen an der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne vor. Am Steuer saß Ralf Rocchigiani. Als Beifahrer im Wagen: sein Bruder Graciano und dessen Freundin Sonia Petuchow.
Abmarsch zum Haftantritt: der Ex-Weltmeister und ein Justizvollzugsbeamter.

»Rocky«, so nennen ihn nur Nicht-Insider - sein eigentlicher Spitzname ist »Grace«, trat gestern in Bielefeld seine neunmonatige Haftstrafe an.
Nach einem Abschiedskuss für Sonia meldete sich der Ex-Box-Weltmeister (Supermittel- und Halbschwergewicht) am Empfang. Nach einer kurzen Kontrolle durch einen Justizvollzugsbeamten wurde es dann ernst für den 43-Jährigen: Mit leichtem Gepäck ging es Richtung Gefängniszelle.
Zuvor war sein Antrag, seine Haft in der JVA Moers-Kapellen antreten zu dürfen, von der zuständigen Vollstreckungsbehörde, der Staatsanwaltschaft Frankfurt/Oder, abgelehnt worden.
Hintergrund dieses Begehrens: Der Ex-Profi-Boxer lebt in Duisburg, betreibt dort in der Laaker Straße seit November ein Fitnessstudio (»Rockys Gym«) und will dieses auch aus dem Vollzug heraus weiter führen. »Kein ungewöhnliches Vorhaben«, weiß der Chef der JVA Bielefeld-Senne, Leitender Regierungsdirektor Rolf-Joachim Roth. Der Gesetzgeber sieht diese Möglichkeit (Fachjargon »Abweichung vom Vollstreckungsplan«) vor, um schädliche Folgen des Freiheitsentzuges abzufedern.
In Senne hat Rocchigiani seinen Verlegungsantrag wiederholt. Roth: »Dieser wird mit der gebotenen Eile und nach üblichen Maßstäben in Zusammenarbeit mit der JVA Moers-Kapellen geprüft.« Gleichzeitig wird sich der Häftling dem normalen Aufnahmeverfahren unterziehen. »Seinen Bekanntheitsgrad werden wir allenfalls im Rahmen unserer Vorgaben und Spielregeln berücksichtigen«, weist Roth Spekulationen um eine Sonderbehandlung zurück.
Rocchigiani muss neun Monate ins Gefängnis, weil er 2004 einen Taxifahrer geschlagen hat und 2005 in Frankfurt/Oder erneut betrunken Auto gefahren war. »Für das Fahren gebe ich niemandem die Schuld. Da hatte ich einen Furz in der Birne, habe den Schlüssel von einem Freund geklaut und bin losgefahren wie ein Vollidiot. So was passiert mir hoffentlich nie wieder.«

Artikel vom 05.01.2007