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Jens Heuwinkel
übernimmt die Regie

Von Sandra Diekmann
Schon während der Schulzeit drehte Jens Heuwinkel kleine Filme, spielte beim Schultheater mit. Dass aus seiner Begeisterung für Kino, Theater und Literatur einmal ein ernsthafter Beruf würde, daran dachte er damals noch nicht. Erst mit 21 wurde ihm klar: »Ich werde Regisseur.« Schließlich bekam der Bielefelder einen Studienplatz im Fach Regie am renommierten »Drama Centre London«, wo schon bekannte Schauspieler wie Colin Firth oder Pierce Brosnan ihren Abschluss gemacht haben.

»Meine Eltern hätten mich gerne als Lehrer, Arzt oder Anwalt gesehen«, erzählt Jens. Während seines Zivildienstes in Schottland freundete er sich mit der britischen Insel an. Zunächst ging er aber nach München, studierte dort Theaterwissenschaft. Er bewarb sich gleichzeitig weiter an Theater- und Filmhochschulen in England und Deutschland.
Im Mai 2004 fuhr Jens Heuwinkel zur Aufnahmeprüfung für ein Regiestudium nach London, wo er vor einer kritischen Jury zwei Stücke präsentieren musste. Ein Platz auf der Warteliste war der Lohn. »Ich habe dort im Zwei-Wochentakt angerufen, um Interesse zu zeigen.« Da ihm Ende August 2004 in London nur noch wenig Hoffnung auf einen Platz gemacht wurde, sagte er für ein Studium im englischen Scarborough zu - »Theatre Studies« standen dort auf dem Programm.
Gespannt fuhr Jens auf die Insel und begann die Einführungskurse in Scarborough. Als er schon längst nicht mehr damit gerechnet hatte, kam vier Tage vor Kursusstart doch noch eine Zusage vom Favoriten aus London. Diese Chance konnte er sich natürlich nicht entgehen lassen. »Ohne zu wissen, wo ich wohnen würde, fuhr ich mit dem Nachtbus nach London, wo ich völlig übernächtigt im ÝDrama CentreÜ ankam.«
London erwies sich schnell als teures Pflaster, besonders was Wohnungen angeht. Mittlerweile wohnt der 24-Jährige in einer Siebener-WG im Nordosten der Stadt. »Das Zimmer ist sehr klein und teuer, aber für Londoner Verhältnisse noch vergleichsweise günstig«, erzählt Jens. Viel Zeit zum Geld ausgeben bleibe bei dem vollen Stundenplan am »Drama Centre« aber nicht. Häufig ist Jens von morgens bis spät abends in der Schule, auch am Wochenende wird fleißig geprobt. »Das Training ist sehr intensiv. Dafür bekommt man auch viel Kontakt zu anderen Studenten.«
Die wenige Freizeit verbringt er gerne mit Freunden im Pub oder bei ausgedehnten Filmabenden in der WG. Dabei sieht er sehr gerne Filme von Martin Scorsesee und Lars von Trier. Als Schauspieler gefallen ihm Julia Jentsch, Edward Norton und Jodie McNee besonders gut. Mit ihr hat er schon am »Drama Centre« zusammengearbeitet. Mittlerweile ist sie eine bekannte Schauspielerin in England.
Auch in den Semesterferien war alles andere als Faulenzen angesagt. An Theatern in Bielefeld, Wien und Berlin sowie bei der Fernsehserie »Marienhof« arbeitete Jens als Assistent in den Bereichen Regie, Dramaturgie und Aufnahmeleitung. Dabei konnte er sich von den Regisseuren viel abschauen.
Seit zweieinhalb Jahren studiert Jens Heuwinkel nun schon in London. Wenn im Juni sein Abschlussstück »Woyzeck« im Crochane Theatre aufgeführt wird, kann er sich mit einem Abschluss des »Drama Centres« schmücken. Mit dem Bachelor in der Tasche hofft er dann, einen passenden Job zu finden. Durch sein Studium in England und seine sehr guten Sprachkenntnisse könnte er auch international arbeiten, gerade in England gibt es aber kaum feste Stellen für Regisseure. In Deutschland wird das Theatersystem besser gefördert. Am liebsten würde er am Hebbel-Theater in Berlin bleiben, wo er momentan als Regieassistent für »Romeo und Julia« arbeitet. »Ich könnte mir gut vorstellen, zusätzlich weiterhin kleinere Regieprojekte in England zu machen - am liebsten deutsche Stücke für englisches Publikum.«

Artikel vom 09.01.2007