05.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Leidenschaft gilt »Menschenbildern«

Rolf Ziert zeigt eine Retrospektive seines Künstlerlebens im Rathauspavillon


Brackwede (ptr). Rolf Zierts Künstlerlaufbahn begann mit einem außergewöhnlichen Kompliment. Bei der Betrachtung eines Aquarell-Bildes, das der damals 15-Jährige von seinem Großvater gemalt hatte, urteilte der Brackweder Künstler Edgar Oberschelp: »Wie der junge Dürer!« Seither bilden Porträts die Leidenschaft des 75-Jährigen. Seine Ausstellung im Brackweder Rathauspavillon, die am kommenden Sonntag, 7. Januar, um 11.15 Uhr eröffnet wird, hat er entsprechend »Menschenbilder« getauft. Zu sehen sind 50 Werke aus 60 Jahren Schaffenskraft.
Wäre es nach dem Vater gegangen, hätte es den Künstler Rolf Ziert vermutlich nie gegeben. »Er wollte, das ich mich zu 100 Prozent auf das Maler-Handwerk konzentriere. In erster Linie hat meine Mutter dafür gesorgt, dass ich Mal- und Zeichenunterricht bekam. Fortan habe ich versucht, die Arbeit im elterlichen Malerbetrieb so gut wie möglich mit meiner Leidenschaft für Kunst zu verbinden. Gemalt wurde deshalb vor allem nach Feierabend.«
Zierts erste Lehrerin war Ilse Gerth, die während des Zweiten Weltkrieges nach Brackwede geflüchtet war und vorher an der Kunstakademie Danzig unterrichtet hatte. »Bei ihr haben wir alles gezeichnet, was nicht niet- und nagelfest war: Vor allem Tiere wie Kaninchen, Enten oder Truthähne, die bei uns im Garten lebten, aber auch Bilder von Modellen, die Frau Gerth auf der Straße rekrutiert hat.«
Neben Porträts widmete sich Ziert in seinem Künstlerleben auch ab und an aktuellen Ereignissen. Vor allem kriegerische Auseinandersetzungen animierten ihn immer wieder zu kritischen Werken. So sind in der Ausstellung auch Arbeiten zum ersten Golfkrieg oder zum Balkan-Krieg zu sehen. Daneben gibt es Bleistift-Skizzen und Karikaturen sowie verschiedene Impressionen einer Reise nach Ägypten.
Das Gros der ausgestellten Bilder bilden jedoch Porträts, die fast allesamt mit Ölfarben gemalt worden sind. Brackweder Künstler wie Edgar Oberschelp oder Helmut Kuhlmann sind hier ebenso zu finden wie eine Darstellung von Zierts Sohn Matthias mit dem Titel »Zwischen Hoffen und Bangen«. Nicht nur der Künstler, sondern auch der Vater verarbeitet darin besonders eindrücklich die Erfahrungen einer Krebserkrankung, die den Sohn im Alter von 17 Jahren ereilte.
Bis zum 4. Februar werden die Bilder von Rolf Ziert, der nach 15 Jahren Pause zum zweiten Mal im Brackweder Rathauspavillon ausstellt, zu sehen sein. Die Ausstellung ist werktags von 16 bis 19 Uhr, sonn- und feiertags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Zur Eröffnung am kommenden Sonntag wird die Künstlerin Doris Häußler erwartet. Sie soll den Besuchern der Vernissage eine Einführung in die Retrospektive der expressiv realistischen Werke Rolf Zierts geben. Für die musikalische Begleitung der Veranstaltung sorgt der gebürtige Jamaikaner Junior Mandingo, der beliebte Evergreens am Klavier spielen wird.

Artikel vom 05.01.2007