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Kevins Leben
ein Martyrium

Leid übersteigt jede Vorstellungskraft

Bremen (dpa). Der zweijährige Kevin aus Bremen ist in seinem kurzen Leben schwerst misshandelt worden. »Wir können jetzt erahnen, welches Martyrium das Kind durchgemacht hat«, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Dietrich Klein gestern in Bremen.
Klein kommentierte das Ergebnis der Obduktion mit den Worten: »Es übersteigt jede Vorstellungskraft.
Kevins Leiche war im Oktober 2006 im Kühlschrank seines süchtigen Ziehvaters gefunden worden. Dort hatte er nach Einschätzung der Gerichtsmediziner etwa fünf Monate gelegen. Ob der Ziehvater wegen Mordes oder Totschlags angeklagt wird, wird derzeit geprüft.
Kevins Tod war dem Gutachten der Bremer und Hamburger Gerichtsmediziner zufolge eine direkte Folge der kurz zuvor zugefügten Knochenbrüche. Diese hätten eine Embolie ausgelöst, die Lunge habe versagt. Die Gerichtsmedizin stellte nach Angaben der Staatsanwaltschaft 24 Knochenbrüche am ganzen Körper fest, die dem Jungen mutwillig zugefügt wurden. Einige Knochen waren wiederholt gebrochen. Es sei unwahrscheinlich bis ausgeschlossen, dass Unfälle die Ursache waren. Der Großteil der Verletzungen sei älteren Datums gewesen.
Das Kind erlitt zu unterschiedlichen Zeitpunkten unter anderem Brüche an Armen, Beinen und Rippen sowie Verletzungen am Geschlechtsteil, heißt es in dem Gutachten. Auch wurde sein Kopf auf eine harte Fläche geschlagen. Der Junge sei wiederholt auf die selbe Art misshandelt worden. Ein sexueller Missbrauch sei aber auszuschließen.
Derzeit werde die psychische Schuldfähigkeit des drogenabhängigen Ziehvaters ermittelt, der in der Haft noch immer schweigt. Sobald das Gutachten vorliegt, soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft Anklage erhoben werden. Dem Beschuldigten werde zur Last gelegt, Kevin schwer misshandelt zu haben und sich danach nicht um eine medizinische Versorgung des Kindes gekümmert zu haben, erklärte Heinke. So habe er den Tod des Kindes verursacht.
Kevin, der unter der Obhut des Jugendamtes stand, war am 10. Oktober tot im Kühlschrank seines drogensüchtigen Ziehvaters entdeckt worden. Sein Tod hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt. Die damalige Sozialsenatorin Karin Röpke (SPD) trat zurück, und gegen Mitarbeiter der Sozialbehörde wurden disziplinar- und strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt zudem gegen den behandelnden Arzt des drogensüchtigen Ziehvaters, weil er über das Methadon hinaus mehrere Betäubungsmittel verschrieben haben soll.

Artikel vom 05.01.2007