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Eine Künstlerin der Region

Bildhauerin Helene Homilius ist im Alter von 96 Jahren gestorben

Bielefeld (uj). Die Bielefelder Bildhauerin Helene Homilius ist tot. Die Künstlerin, die 96 Jahre alt wurde, lebte seit 2000 im Perthes-Haus. In den Nachkriegsjahren prägte Helene Homilius maßgeblich die regionale Kunstszene. Zu ihren wichtigsten Werken gehört das Mahnmal der Gefallenen auf dem Sennefriedhof.

An öffentlichen Bauten hinterließ die Künstlerin zahlreiche Reliefs. Ihre Weihnachtskrippe, die die Ehemaligen des Bavink-Gymnasiums, des heutigen Gymnasiums am Waldhof, ihrer Schule stifteten, ist in der Weihnachtszeit den Schülern noch heute ein Anziehungspunkt.
Die Kunsthalle besitzt ebenfalls ein Werk von Helene Homilius: Dr. Heinrich Becker war es, der das 1949 entstandene Tonrelief »Musizierende Kinder« für die Kunsthalle erwarb.
Stets wurde in ihren Werken der enge Kontakt zur Natur und Schöpfung sichtbar. Denn Helene Homilius, die am 1. Juni 1910 auf dem Hörster Bauernhof Jürgensmann geboren wurde, wurde vom Landleben und dem engen Kontakt mit der Natur geprägt. Dass sie eine künstlerische Laufbahn einschlagen würde, war alles andere als selbstverständlich, obwohl sie von Kind an zeichnete und Figuren formte. Vorgezeichnet schien vielmehr der Lebensweg einer Landfrau. Gleichwohl arbeitete sie in jeder freien Minute künstlerisch und bildete sich an der Volkshochschule weiter.
Nach ihrer Heirat mit dem Worpsweder Grafiker und Maler Werner Homilius gelang ihr Anfang der 40er Jahre die Aufnahme in die Meisterschule des deutschen Handwerks, wo sie die Meisterklasse von Arnold Rickert besuchte. In den Jahren danach entwickelte sich Helene Homilius zu einer der profiliertesten Künstlerinnen der Region.
Sie gehörte zu den ersten Mitgliedern im neu gegründeten »Wirtschaftsverband Bildender Künstler«, dem heutigen »Berufsverband Bildender Künstler« (BBK). 1957 musste sie aus finanziellen Gründen ihr Atelier für größere plastische Arbeiten aufgeben. Damit begann ein neuer, bisher wenig bekannter Abschnitt in ihrem Schaffen: Ihre Wohnung wurde zu einer in ständiger Veränderung begriffenen Gesamtinstallation, die sie bis in die 90er Jahre bei den Jahresausstellungen des BBK in der Bielefelder Kunsthalle präsentierte.
Eine Arbeitsgruppe des »Frauenkunstforums OWL« machte sich 2005 zur Aufgabe, die weitgehend in Vergessenheit geratene Künstlerin wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.
In einer Hommage, die in der Bielefelder Universitätsbibliothek sowie in der Remise in Halle präsentiert wurden, stellte man die charakteristischen Arbeiten aus den unterschiedlichen Schaffensperioden vor. Hier auch wurde Helene Homilius als herausragende Künstlerin der regionalen Kunstgeschichte positioniert.

Artikel vom 05.01.2007