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Ashley soll
für immer
Kind bleiben

Debatte in den USA

Seattle/New York (dpa). Ashley darf nicht wachsen. Das Schicksal des mittlerweile neunjährigen behinderten Mädchens bewegt die Menschen in den USA.

Mit Operationen und einer Hormontherapie ist Ashley auf dem körperlichen Entwicklungsstand einer Sechsjährigen gehalten worden, damit sie weiter bei ihrer Familie im US-Bundesstaat Washington leben kann. Das Mädchen leidet nach Angaben der Eltern an einer irreversiblen Hirnschädigung (Enzephalopathie), eine Aussicht auf Besserung ist nicht in Sicht. Geistig und körperlich schwer behindert, wurden ihr im Sommer 2004 die Gebärmutter und die Brüste entfernt, zweieinhalb Jahre lang bekam sie in hohen Dosen das Geschlechtshormon Östrogen verabreicht.
Die Ethikkommission des behandelnden Krankenhauses in Seattle hatte dem Verfahren zugestimmt. Der Fall löste eine heftige kontroverse Diskussion aus. Im Internet erfuhren die Eltern Unterstützung, aber auch massiv Kritik. »Abscheulich«, »grotesk« und »wie bei Frankenstein«, hieß es in Kommentaren. »Hier haben die Ärzte nur wieder versucht, Gott zu spielen.« Auch der deutsche Bundesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte kritisierte die Behandlung. »Das ist nicht der richtige Weg«, sagte Geschäftsführer Norbert Müller-Fehling.
In einem öffentlichen Brief erklärten die Eltern jetzt ihre Beweggründe für das »Ashley Treatment«, wie sie es nennen. »Ashley geht es gut, sie ist gesund, glücklich und wird liebevoll betreut«, heißt es auf der eigens eingerichteten Internetseite. »Die »Ashley-Behandlung« hat den Zweck, die Lebensqualität unserer Tochter zu erhöhen und nicht die Bequemlichkeit ihrer Betreuer.« Die Östrogentherapie habe das Wachstum des jetzt 135 Zentimeter großen Mädchens gebremst. Die Gebärmutteroperation sorge dafür, dass Ashley nicht unter Monatsblutungen und Schmerzen leiden müsse. Die Entfernung der Brustwarzen verhindere, dass sie nicht durch familienbedingt große Brüste unnötig belastet werde.
www.ashleytreatment.spaces.live.com

Artikel vom 06.01.2007