Hans Lösekann wird 70 - Erfolgreicher Kaufmann und großer Sportförderer
Von Michael Diekmann und Hans-Werner Büscher (Foto) Bielefeld (WB). »Ich bin hier so etwas wie ein Libero«, sagt er. Seine Augen blitzen vor Begeisterung. Jeden Tag in der Firma genießt er. Da ist Hans-Georg Lösekann ehrlich. Exzellenter Kenner der Materie, überaus angenehmer Gesprächspartner, von Dienstag an »flotter Siebziger«. Lösekann: »Dabei fühle ich mich viel jünger.«
Das elegante Fachgeschäft in der Niedernstraße trägt seinen Namen. Oben im zweiten Obergeschoss sitzt Lösekann in der Lounge. Gleich neben dem seit November eingerichteten Maß-Atelier, in dem sich immer mehr Kunden Anzüge und Sakkos auf den Leib schneidern lassen, trinkt der Chef seinen Grünen Tee. »Hier sitzen wir und entwickeln Strategien und Konzepte«, sagt der Jubilar über das Familienteam. Ehefrau Irmgard, die schon in den Sechziger Jahren die ersten Abrechnungen der Existenzgründer auf dem heimischen Esstisch erledigte und heute mit glücklicher Hand für das Damenressort einkauft, dazu Sohn André mit zwei Geschäften (Brooks, Ozone) ebenfalls in der Niedernstraße. In der Lounge hat Lösekann auch die aktuellen Pläne entwickelt: Aus dem Herren-Lager soll eine wesentlich erweiterte Abteilung für Anzüge werden. Individualität ist höchstes Gebot, Dienstleistung Selbstverpflichtung. Ein guter Namen verlangt täglich höchsten Einsatz. Bekenntnis eines Mannes, dem Bielefeld sehr viel zu verdanken hat. Auf gewisse Weise hat der gebürtige Oldenburger Mode nach Bielefeld gebracht, sagen viele Zeitzeugen der Sechziger und frühen Siebziger. Um das Verdienst Lösekanns zu verstehen, muss man die Stadt von damals kennen. Von Detmold aus waren die Lösekanns 1965 nach Bielefeld gekommen. Aus der Provinz in die Provinz. Das erste Geschäft in der Friedrich-Ebert-Straße war klein, schnell äußerst erfolgreich und traf den Zahn der Zeit. Ihren eigentlichen »Coup« allerdings landeten Hans und Irmgard Lösekann 1967 mit dem Gang in die Bahnhofstraße. Namen wie »André Moden« oder »Mode-Tenne« lassen Herren zwischen 45 und 60 Jahren noch heute schwärmen. Es war die Zeit der Dackelkragen, Schlaghosen und »kugelsicheren«, weil brettharten Sakkos, wie Irmgard Lösekann schmunzelnd erzählt. Und Ehemann Hans zauberte die Prise Carnaby Street und London-Flair ins miefige Ostwestfalen, gab den jungen Leuten der Beatles-Zeit, was sie für Disko, Büro oder Schule wollten. »Heute wäre Brooks so etwas wie die Mode-Tenne damals«, findet der Jubilar. Dass sich die Familientradition mit dem Junior fortsetzt, findet er klasse. Das öffnet Perspektiven. Mehr als 40 Jahre hat er unermüdlich für sein hohes Selbstverständnis Textilien an den Mann und die Frau gebracht, sie für Mode begeistert. Für sein Erfolgsrezept greift Lösekann nicht nur zu Stichworten wie Glück oder Fleiß und täglichen Einsatz. Wichtig sind ihm Tugenden, die man im eiligen Handel oftmals vergeblich sucht: »Treue und Verbundenheit zu Lieferanten und Marken spüren auch die Kunden und danken es.« Viel zu verdanken hat ihm Bielefeld auch in sportlicher Hinsicht. »Wenn mancher wüsste, welche Kontrakte in diesem Modehaus gemacht worden sind«, schmunzelt Lösekann. Er förderte viele Sportarten. Von Tennis bis Radsport. In erster Linie aber Fußball. Und ganz besonders die Arminia. Viele Dinge hat er hinter den Kulissen geregelt. Insider wissen das. Lösekann vermag zuzuhören, diplomatisch Weichen zu stellen, aber auch mit dem gehörigen Maß an Schlitzohrigkeit zu taktieren. Viele Arminia-Profi hat er eingekleidet, manchen überhaupt erst nach Bielefeld gelockt. Böse war ihm nie jemand. Im Gegenteil. Zu fast allen Weggefährten hat er bis heute den heißen Draht. Sport hat Lösekann auch für sich selbst als Lebenselixier fast täglich auf dem Programm. Studioarbeit und Laufen. Kraft tanken - und Fitness. Ach ja, damals 1965 trug Hans Lösekann Anzüge der Größe 94. »Heute ist es 50«, stellt Ehefrau Irmgard nicht ohne Stolz fest. Und die halbe Größe mehr? Lösekann augenzwinkernd: »Die Sachen fallen eben heute anders aus als damals.«
Drucken