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Maximow: der Zar des russischen Handballs

Der Coach ist nicht nur Chef der »Sbornaja«

Moskau (dpa). Er ist der »Zar« des russischen Handballs, er hält alle Macht in seinen Händen und bei der WM will Wladimir Maximow seine reichhaltige Medaillensammlung um ein neues Stück Edelmetall erweitern.

»Deutschland ist ein gutes Pflaster für den russischen Handball. Hier wollen wir an alte Erfolge anknüpfen«, sagt der 61 Jahre alte Coach der russischen Männer-Nationalmannschaft, der als Trainer und Spieler alles erreicht hat, was man im internationalen Handball erreichen kann.
Im Dress der Sowjetunion wurde Maximow 1976 Olympiasieger, bei der WM 1970 war er Torschützenkönig. Nun ist er der einzige Trainer, dessen Mannschaften Europameister (1996, 2000), Weltmeister (1993, 1997) und Olympiasieger (1992, 2000) wurden. »Er ist der beste Trainer der Welt«, sagte der russische Torwart Andrej Lawrow über seinen früheren Coach. 1992 übernahm Maximow die »Sbornaja« und hatte 2004 nach Olympia-Bronze in Athen eigentlich schon abgedankt.
Nach internen Machtkämpfen mit dem russischen Sportministerium übergab Maximow den Trainerstab an Anatoli Dratschew. Doch als die Erfolge ausblieben, kehrte er vor der EM 2006 wieder auf die Bank zurück. Prompt wurde Russland Sechster nach der 30:32-Niederlage im Spiel um Platz fünf gegen Deutschland. Für Maximow ist die WM in Deutschland die siebte Weltmeisterschaft als Trainer. »Wir haben nur eine kleine Medaillenchance, aber die wollen wir nutzen. Andere Länder wie Spanien, Kroatien, Frankreich und Deutschland haben individuell bessere Spieler, aber wir stellen die eingespieltere Mannschaft«, sagt Maximow.
Seit 2001 ist er auch Trainer des russischen Meisters Medwedi Tschechow (»Die Bären von Tschechow«). Dort hat der Handball-»Zar« - in noblem Ambiente und finanziell bestens ausgestattet - fast alle seine Auswahlspieler zusammengezogen. Bis auf Eduard Kokscharow, der beim slowenischen Spitzenclub Celje spielt, besteht der russische WM-Kader nur aus Spielern, die in Russland unter Vertrag stehen. Und davon wiederum verdienen 90 Prozent ihr Geld in Tschechow. »Es wird schwer werden, die talentierten Spieler in Russland zu halten, denn in Westeuropa können sie mehr verdienen. Wir können nur an ihren Nationalstolz appellieren«, sagt Maximow.
Oder aber, wie im Fall von Dennis Zacharow, der vor der EM 2006 von St. Petersburg nach Gummersbach wechselte, werden sie einfach aus dem Nationalkader gestrichen. Dennoch: In Tschechow (Europapokalsieger der Pokalsieger 2006) verdienen die Spieler für russische Verhältnisse sehr gut. Ein Grund, warum zum Beispiel ein Spieler wie Alexej Rastwortsew zahllose Angebote aus den europäischen Topligen ausschlug.
Bei der WM 2007 in Deutschland trifft Russland in der stärksten Vorrundengruppe in Stuttgart auf Olympiasieger Kroatien, Südkorea und Marokko. Maximow: »Das ist keine leichte Aufgabe, denn gerade Kroatien zähle ich zu den Favoriten auf den Titel.« Er setzt auf ein besonderes Erfolgsgeheimnis: »In Deutschland gibt es das beste Doping für Handballer: Bier und Schweinefleisch.«

Artikel vom 18.01.2007