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»Eine Kelle Heimat«
Das Deutsche Suppen-Institut fragte deutsche Politiker nach ihrer Lieblings-Suppe
Sie sind lecker, sie sind genau das richtige Essen für kalte und ungemütliche Tage. Und sie sind unglaublich vielseitg: Suppen. Das Deutsche Suppen-Institut fragte bei den regierenden Politikern in Deutschland nach, welches Süppchen die Damen und Herren am liebsten kochen.
Mit 95 Prozent liegen die regionalen Suppen klar in Führung. Sie sind in den meisten Fällen einfach, deftig und handfest. Da is(s)t so mancher Politiker näher am Wählergeschmack, als häufig vermutet.
Die Mehrzahl der befragten Politiker schätzen offensichtlich »eine Kelle Heimat« in der Fremde. Matthias Wissmann, Vorsitzender des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union sagt: »Meine Lieblingssuppe ist schwäbische Maultaschensuppe. Das mag auch daran liegen, dass sie mich in Berlin an meine Heimat Ludwigsburg erinnert.«
Auch Claudia Roth macht als Vorsitzende des Bündnis 90 / Die Grünen aus ihrer politischen Vorliebe auch beim Suppe essen kein Hehl - mit der »Grüne Krapfen-Suppe« liebt sie, wie viele ihrer Kollegen, die einfachen, deftigen Suppen.
Weit abgehängt hingegen exquisite Suppen mit 3,3 Prozent und internationale Suppen mit 1,7 Prozent. Sie spielen bei den Suppenvorlieben der deutschen Politiker so gut wie keine Rolle.
Bei der Aufgliederung der Suppen in Fisch-, Creme-, Fleisch-, Gemüse- und Klare Suppen gab es ähnlich starke Favoriten. Mit 50 Prozent gaben die suppenaffinen Politiker den Gemüsesuppen den Vorrang. Unangefochten an der Spitze sind damit die gesunden, leichten Suppen mit einem Großangebot an Vitaminen und Mineralstoffen.
Ebenfalls stark vertreten, jedoch mit gehörigem Abstand, die Fleischsuppen mit 23 Prozent. Hier lobt zum Beispiel Guido Westerwelle, Partei- und Fraktionsvorsitzender der FDP, die Hühnersuppe, »weil sie hilft, wenn man Erkältung hat«. Er bereitet die Hühnersuppe gleich für sechs Personen zu -Ê für gesellige Stunden in netter Runde.
Und immer wieder gelobt für ihre stärkende Wirkung - die klaren Suppen - mit zwölf Prozent gern genommen. So lobt die ehemalige Berliner Justizsenatorin Karin Schubert das »Klare Brühe«-Rezept ihrer Schwiegermutter, das auch bei den eigenen Kindern immer wieder für Stärkung sorgte.
Geht es nach Deutschlands Politikern, kommen die Cremesuppen eher selten auf den Tisch und wenn, dann vorzugsweise als Kürbis- oder Spargelcremesuppe. Und wie fast nicht anders zu erwarten, sind dem Deutschen Suppen-Institut die sieben Prozent Fischsuppen vorrangig von Politikern aus dem Norden zugesendet worden. So hält es der Bremer Senator für Bau, Umwelt und Verkehr, Roland-Mike Neumeyer mit einer Krabbensuppe mit Sahne, Knoblauch, Zwiebeln und Kresse, und sein Kollege Dr. Ulrich Nußbaum, Senator für Finanzen der Freien Hansestadt Bremen, schwärmt für die Nordsee-Bouillabaisse.
Besonders rührend ist hierbei die Anekdote von Krista Sager, stellvertretende Fraktionsvorsitzende Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen, zu »Margrete Schullers Fiskesuppe«, einer Fischsuppe, die die Mutter immer für die Familie kochte.
Die meisten der Zusendungen spiegeln die Ergebnisse einer Studie wider, die ergab, dass die Suppe neben ihren hervorragenden ernährungsphysiologischen Eigenschaften Liebe und Geselligkeit transportiert.
Wohlig warm, Löffel für Löffel Genuss - die »Mutter aller Speisen« sorgt für Erinnerungen, Zuneigung und Fürsorge. So berichtet Dr. Hermann Otto Solms, Vizepräsident des Deutschen Bundestages, über sein Lieblingsrezept »Eisser Frühlingssuppe mit Schwemmklößchen«: »Meine Schwiegermutter, die eine begeisterte Landfrau ist, begrüßt uns bei Besuchen immer mit einer köstlichen Eisser Frühlingssuppe.«
Seien wir ehrlich -Êleicht hat es der Berufszweig der Politiker nicht. Irgendwas spricht immer dagegen und irgendwer kritisiert immer herum - wie gut, dass es die Suppe gibt - die »erste Trösterin in der Not« (Hildegard von Bingen).

Artikel vom 12.01.2007