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Autofahrer mahnt die Stadt Bielefeld ab

Trotz gültigen Parktickets ein Knöllchen erhalten - bislang keine Antwort aus dem Rathaus

Von Jens Heinze und
Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). An diesem Fall ist alles anders als sonst: Erst wird dem Gadderbaumer Bernd Sewing ein Fünf-Euro-Knöllchen verpasst, weil er einen gültigen (!) Parkschein für sein Auto hat. Dann dreht der 62-Jährige den Spieß einfach um - Sewing legt nicht nur Widerspruch ein, sondern fordert jetzt von der Stadtverwaltung 19 Euro Schadenersatz.

Auf Antwort aus dem Rathaus zum ungewöhnlichen Knöllchenfall, der bereits vom 20. Dezember vergangenen Jahres datiert, wartet der Rentner allerdings bis heute. Bislang hat Sewing nichts als eisernes Schweigen geerntet.
Dabei liegt der Fall klar auf der Hand. Bernd Sewing und seine Frau Gundula waren am 20. Dezember zur Sparkassenfiliale an der Stresemannstraße unterwegs gewesen. Seinen Volvo V 70 hatte das Ehepaar gegen 11.35 Uhr an der Friedrich-Ebert-Straße direkt vor der Restetruhe geparkt. Bernd Sewing zog sich am nächsten Parkscheinautomaten ein 50-Cent-Ticket für 30 Minuten und befestigte den Schein deutlich sichtbar in einer Halterung hinter der Pkw-Windschutzscheibe.
Als die Sewings nach gut 20 Minuten zurückkehrten, sahen sie das inzwischen Geschehene schon von weitem: Vor den Windschutzscheiben der an der Friedrich-Ebert-Straße geparkten Autos klebten Knöllchen. Und auch der Familien-Volvo war mit fünf Euro Verwarngeld bedacht worden.
Dumm nur, dass das Knöllchen für die Sewings um 12.02 Uhr ausgestellt war. Das deutlich sichtbar im Pkw angebrachte Parkticket war allerdings bis 12.11 Uhr gültig. Deshalb machte Bernd Sewing folgende Rechnung auf und schickte sie ans Rathaus: 15 Minuten vergebliche Suche nach der Politesse: 2,50 Euro; Schreibarbeiten/Widerspruch gegen das Knöllchen: zehn Euro; Kopie/Porto: 1,50 Euro. Als eine Antwort ausblieb, folgte eine Mahnung über 19 Euro.
»Uns geht es um die Sache und nicht ums Geld«, bekräftigten die Sewings. Sollte die Stadt zahlen, dann solle der Betrag gespendet werden.
Doch soweit ist man im Rathaus noch nicht. Die elektronisch erfassten Daten des Knöllcheneinsatzes vom 20. Dezember würden von einer externen Firma ausgelesen und seien noch nicht im städtischen Computersystem gespeichert, erläuterte Volker Tannig. Das Fazit des Abschnittsleiters vom kommunalen Verkehrsüberwachungsdienst: »Mag sein, dass zu Unrecht ein Knöllchen ausgestellt worden ist. Aber zur Zeit können wir dazu nichts sagen. Erst wenn die Daten vorliegen, kann es eine Antwort an die Sewings geben.«

Artikel vom 05.01.2007