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Kleinkunst als Markenartikel

Bielefelder Grafiker Christoph Beier entwirft »Sonderpostwertzeichen«

Von Sabine Schulze
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Seine erste Briefmarke war dem »Hambacher Fest« gewidmet. Auf das Wesentliche hat Christoph Beier mutig und plakativ reduziert, wofür es steht. Mit seinem zweiten Entwurf hat der 36-jährige Bielefelder gleich einen zweiten Platz errungen.

Seine Umsetzung des Themas »Carl Gotthard Langhans« - Erbauer des Brandenburger Tores - fand Beifall. Nun würde Beier einen seiner Entwürfe zu gerne einmal millionenfach unter das Volk bringen und seine eigene Post damit frankieren.
Es ist ein überschaubarer, durchaus erlauchter Kreis von Grafikern und Künstlern, aus dem das Finanzministerium mehrmals im Jahr jeweils sieben einlädt, sich am Wettbewerb um die Gestaltung von »Sonderpostwertzeichen« zu beteiligen. Der Bielefelder Christoph Beier gehört dazu. Er freut sich über den zweiten Preis für seinen Wettbewerbsbeitrag zum 275. Geburtstag von Langhans (1732 - 1808) und hofft nun auf mehr: »Das würde mich ungeheuer stolz machen, wenn ich meinem kleinen Sohn einmal eine Marke zeigen könnte, die von mir ist.«
Mit Begeisterung entwirft der Grafiker, Chef von »beierarbeit«, ein »Büro für visuelle Kommunikation«, Briefmarken. Auch wenn sie meistens nur wenige Cent kosten, sind es doch kleine Kunstwerke, die die Bundesdruckerei verlassen. »Sie zu gestalten, ist eine schöne Aufgabe, die Herz und Hirn fordert.« Denn die Themen und Vorgaben sind anspruchsvoll. Langhans, gesteht Beier schmunzelnd, kannte er nicht, bevor er zum Wettbewerb eingeladen wurde. »Was ich über ihn in der Vorbereitung gelernt habe, werde ich aber nie vergessen.«
Intensiv hat er sich auch mit dem Hambacher Fest befasst: 30 000 Menschen trafen sich am 21. Mai 1832 auf der »Maxburg« zu einem angeblichen Volksfest, weil politische Versammlungen verboten waren. »Sie forderten Einigkeit, Recht und Freiheit, es war die Wiege der deutschen Demokratie und Geburtsstunde unserer Farben. Das Fest steht für so vieles. Da musste man sich fragen, was davon man nimmt«, erzählt Christoph Beier. Er reichte beim Kunstbeirat des Finanzministeriums eine Reihe von Beiträgen ein, darunter ein »klassisches« Motiv, das den Zug der Menschen auf das Schloss zeigt, ebenso aber abstrahierende Entwürfe, die die Ideale des Jahres 1832 symbolisieren. »Mein Favorit war der reduzierteste Entwurf, der Punkt in den deutschen Farben.« Bewusst wollte Beier sich absetzen, bewusst einen »jungen« Vorschlag einreichen - schließlich gab es bereits 1982 und 1988 Briefmarken, die an das Ereignis erinnerten beziehungsweise das Hambacher Schloss als Sehenswürdigkeit zeigten.
Vielleicht, so seine Überlegung, lassen sich von ausgefallenen Briefmarken auch wieder vermehrt junge Menschen ansprechen und verschicken sie als zusätzliche, visuelle Botschaft, als »Hingucker« auf Karten und Briefen. »Denn ich bin sicher, dass irgendwann der Wert eines Briefes wieder erkannt wird.«

Artikel vom 04.01.2007