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Der Regisseur Joseph Vilsmaier hat sich viel vorgenommen.

Die »Gustloff« läuft nochmal aus

Regisseur Joseph Vilsmaier verfilmt das Flüchtlingsdrama - Drehstart im März

Von Curd Paetzke (Text)
und Jörn Hannemann (Foto)
Herford (WB). Der Untergang der »Wilhelm Gustloff« wird erneut verfilmt. Die Inszenierung soll als Fernsehzweiteiler im ZDF zu sehen sein.

Unter der Regie von Joseph Vilsmaier (»Herbstmilch«) will die UFA-Film- und TV-Produktion (Potsdam-Babelsberg) die Gustloff-Tragödie aufarbeiten. Wie schon bei der 1959 entstandenen Kinofassung »Nacht fiel über Gotenhafen« von Frank Wisbar ist der ehemalige Herforder Verkehrsdirektor Heinz Schön (80) als Berater verpflichtet worden. Er gehört zu den Überlebenden der Gustloff-Katastrophe.
Das 208 Meter lange ehemalige Kraft-durch-Freude-Schiff (KdF) war in der Nacht zum 30. Januar 1945 von einem sowjetischen U-Boot versenkt worden. »An Bord waren mehr als 10 000 Menschen, 9445 fanden in der eisigen Ostsee den Tod«, schildert Schön, der seit Februar 1944 als Zahlmeisterassistent auf der »Gustloff« tätig gewesen war. Die dramatischen Ereignisse jener Nacht und das Schicksal von Passagieren und Besatzung haben ihn nicht mehr losgelassen: Seit mehr als 50 Jahren sammelt er Material, wertet in- und ausländische Quellen aus - und baute so schließlich das größte private Archiv zum Thema Gustloff und KdF-Schiffe auf. Schön gilt zudem als einer der besten Kenner der Vorgänge im Ostseeraum 1944/45, hat zahlreiche Bücher darüber verfasst.
Als bei der UFA der Plan Gestalt annahm, den Untergang der »Gustloff« neu zu verfilmen, wurde Heinz Schön sowohl als Fachberater als auch für die Mitarbeit am Drehbuch gewonnen. Der frühere Herforder Theaterdirektor nahm an der ersten Besprechung im UFA-Studio Babelsberg teil. Mit am Tisch saßen UFA-Geschäftsführer Norbert Sauer, Produzent Philip von Sell und Drehbuchautor Prof. Dr. Rainer Berg von der Filmhochschule Hamburg.
Nach Angaben von Producerin Cornelia Wecker werden die Dreharbeiten im März beginnen. Gefilmt wird in Stralsund, Swinemünde, auf Malta, in Berlin, Köln und Leipzig. Für den Spielfilm war, wie Heinz Schön berichtet, zunächst der Titel »Der Todeskurs der ÝWilhelm GustloffÜ« gewählt worden, der inzwischen aber in »Hafen der Hoffnung« geändert wurde.
1959 war Frank Wisbar (»Hunde, wollt ihr ewig leben«) in alten Akten auf den Namen von Heinz Schön gestoßen und konnte ihn für den Film »Nacht fiel über Gotenhafen« als Berater gewinnen. Drei Monate lang begleitete Heinz Schön die Dreharbeiten in Bremerhaven und vor Helgoland sowie in den Ateliers in Göttingen, lernte die Akteure Sonja Ziemann, Erik Schumann, Brigitte Horney, Dietmar Schönherr und Günter Pfitzmann kennen. 48 Jahre später sitzt Heinz Schön wieder mit im Boot - wenn die Wilhelm Gustloff zu ihrer letzten Fahrt ausläuft...

Artikel vom 04.01.2007